Meldungen 2025 September

  • Montag, 01.09.2025

    Am 15. August 2025 wurde „auf dem Haus“ des „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ in der Lutherstraße 14 in Marburg eine illegale „Pro Patria-Suite“ gefochten. Illegal war das Duell zwischen dem Corps und der „Landsmannschaft Hasso-Borussia Marburg“ im „Coburger Convent“, weil es ein bewaffnet ausgetragener Ehrenhandel war. Dem Duell ging unter anderem ein Brief der „Landsmannschaft“ voraus, in dem der Grund und die Fordernden genannt werden:
    „Landsmannschaft Hasso-Borussia im CC zu Marburg, Friedrich-Siebert-Weg 1, 35037 Marburg
    Corps Hasso-Nassovia Marburg, Lutherstraße 14, 35037 Marburg
    An den CC eines hochnotpeinlichen Corps Hasso-Nassovia Marburg,
    uns dünkt es, dass einige ihrer Corpsbrüder sich bei den letzten körperlichen Auseinandersetzungen mit Ihren Nachbarn auf der Lutherstraße eine vorstadiale Demenz angeprügelt haben.
    Der Verfasser Ihres lachhaften Briefes an unseren BC kontrahierte einen unserer Philister im Beisein von dessen Kindern beim Tragen Ihres verranzten Couleurs in einem Dönerlokal, weil dieser ihn darauf hingewiesen hat, dass – was für sie Kösener Scheinfassadenschnösel bekannt sein dürfte – nicht jedes Lokal couleurfähig ist. Selbiger scheint jeglichen Funken an elterlicher und couleurstudentischer Erziehung gemisst zu haben, weil dieser nicht einmal den Anstand besaß, sich für dieses bodenlos phrittige und unverschämte Verhalten zu entschuldigen.
    Stattdessen schickt er – hoffentlich in Unkenntnis Ihres fechtverpisserischen Restsauhaufens von Bund – besagten Brief an uns. Wir weisen Sie darauf hin, dass es einen klipp und klaren Grund gab, wieso unsere Korporationen kein Verhältnis mehr zueinander haben. Da unsere Landsmannschaft mit Behinderungen jeglicher Art stets inklusiv umzugehen pflegt, erinnern wir Sie aber sehr gerne: Wir warten seit mehreren Semestern auf eine Erwiderung einer ohnehin von uns an Sie gestellten Fechtfolge.
    Gerade weil Sie nicht erwidert haben, haben wir jegliches Verhältnis zu Ihnen gekündigt.
    Mit vollster Selbstverständlichkeit stürzen wir Ihnen hiermit folgende Glieder in der Erwartung, dass Sie ihr Mensurzeug ausnahmsweise für etwas anderes als abendliche Spielchen an Ihren corpsbrüderlichen Anus verwenden:
    1. Gohr XX
    2. Zimmer XXX
    3. Mavruk FM“

    Einige Passagen sind erklärungsbedürftig:
    CC ist der „Corps Convent“. In der Marburger Lutherstraße befinden sich die Villen etlicher Studentenverbindungen. BC ist der „Burschen Convent“. „Kontrahieren“ bedeutet zum Duell fordern. Ein „Philister“ oder „Alter Herr“ ist ein nicht mehr Studierender. „Couleur“ sind zum Beispiel Band oder Mütze in den Farben einer Korporation. „phrittig“ ist eine unter Korporierten übliche Beleidigung für Mitglieder von „Corps“ wegen deren arroganten Verhaltens.
    „fechtverpisserisch“ ist eine unter Korporierten übliche Beleidigung, die anderen die „Fechtehre“ oder „Satisfaktionsfähigkeit“ abspricht, sie also als nicht ebenbürtige Fechtgegner schmäht. Korporationen können unterschiedliche „Verhältnisse“ pflegen, beispielsweise ein „Grußverhältnis“ oder ein „Paukverhältnis“, also ein Fechtabkommen. Eine „Fechtfolge“ oder „Pro Patria-Suite“ sind mehrere Fechtduelle in Folge.
    „Stürzen“ bedeutet zum Duell fordern. Die „Glieder“ einer „Pro Patria-Suite“ sind die einzelnen Fechtduelle zwischen zwei Duellanten.
    XX ist der „Zweitchargierte“ und XXX der „Drittchargierte“, meist Kassenwart und Protokollführer. Die „Chargierten“ sind der Vorstand der „Aktivitas“. Die „Aktivitas“ sind die Studierenden und die „Füxe“ die jungen Neumitglieder einer Korporation. FM ist der „Fuxmajor“, der Ausbilder der „Füxe“.
    Andere Passagen sprechen für sich.

  • Dienstag, 02.09.2025

    Vor den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14. September breitet sich unter alten, weißen AfD-Kandidaten ein unerklärliches, aber natürliches Massensterben aus. Zuletzt verwelkten Wolfgang Klinger (etwa 71) in Schwerte, Ralph Lange (etwa 66) in Blomberg, Wolfgang Seitz (etwa 59) in Rheinberg und Stefan Berendes (etwa 59) in Bad Lippspringe.
    Update 02.09.25: Kurz nach der Veröffentlichung dieser Meldung wurde der Tod von zwei weiteren AfD-Kommunalwahlkandidaten bekannt. Alles ganz natürlich: Nierenversagen und Suizid.
    Update 03.09.25: Einen Tag nach der Veröffentlichung stieg die Anzahl der AfD-Toten auf sieben. Hans-Joachim Kind starb kurz vor der Wahl „nach langer Krankheit eines natürlichen Todes“.

  • Dienstag, 02.09.2025

    Die „Aktivitas“ des „Wiener Akademischen Turnvereins“ (WATV) wurde aus dem korporierten Dachverband „Akademischer Turnbund“ (ATB) ausgeschlossen. Der Anlass sind antisemitische und rassistische Äußerungen am 13. Oktober 2023 auf dem Haus des Wiener ATV durch Hartwig Kautz, Mitglied der „Aktivitas“ des WATV. Zu einem Ausschluss des gesamten Bundes, also auch der „Altherrenschaft“, konnte sich der ATB nicht durchringen.
    Dabei ist der WATV schon seit Jahren für rechte Aktionen bekannt, die bundintern nicht sanktioniert werden. Im Frühjahr 2023 klauten die „Aktiven“ beispielsweise eine EU-Fahne vom Wiener Rathaus und präsentierten sie anschließend feixend auf dem Dach ihres Verbindungshauses. Im Gegensatz zum ATB ist der WATV ein „farbentragender“ Verein, seine Farben sind schwarz-rot-gold. Den Rauswurf aus dem ATB musste der Vorsitzende Peter Krüger verkünden, selbst „Alter Herr“ des WATV und bis zur Wie­ner Gemein­de­rats­wahl 2020 Bezirks­rat der FPÖ.
    Der WATV ist noch in zwei weiteren Dachverbänden organisiert: Er ist „nichtschlagendes“ Mitglied im rechtsradikalen „Wiener Korporationsring“ (WKR), dem ansonsten fast nur „schlagende“ Verbindungen angehören, und im deutschnationalen „Öster­rei­chi­schen Tur­ner­bund“ (ÖTB), dessen Mitgliedsverbindungen „auf den zeitlosen Grundlagen des Turnens nach Friedrich Ludwig Jahn aufbauen“. Dem Antisemiten Jahn ist das bei Nazis jedweder Couleur beliebte Lied „Wenn alle untreu werden“ gewidmet, das später zur SS-Hymne wurde.

  • Mittwoch, 03.09.2025

    Das Antifakollektiv Völkische Verbindungen Kappen und die taz (hier die unzensierte Version) haben den Passauer Nazireferendar Arndt Novak am 2. September hübsch ausgeleuchtet und frontal angegriffen:
    „Vor der Aufnahme ins Referendariat durchlaufen Be­wer­be­r:in­nen ein Prüfungsverfahren, bei dem sie auch auf ihre Verfassungstreue abgeklopft werden. Dazu müssen sie in einem Fragebogen angeben, ob sie in einer extremistischen Organisation sind oder waren.
    Geben Be­wer­be­r:in­nen ihre Mitgliedschaften nicht wahrheitsgemäß an, kann dies als ,arglistige Täuschung‘ gewertet werden, heißt es beim OLG München auf eine taz-Nachfrage. Dies könne zur Rücknahme der Zulassung führen.“

    Das Verschweigen eines Führungsamtes in der „Identitären Bewegung“ dürfte landläufig als „arglistige Täuschung“ gelten: Arndt Novak war Anfang 2016 stellvertretender Vorsitzender der Münchner IB-Ortsgruppe. Ob das allerdings auch in Bayern gilt? Wir hegen begründete Zweifel, aber decken Novaks Lügen dessen ungeachtet auf.
    Novak ist Mitglied der „Pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz München“ und der „Münchner Burschenschaft Danubia“. Die „Danubia München“ steht als Mitglied des „Ostdeutschen Kartells“ – zusammen mit der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ und der „Wiener akademischen Burschenschaft Teutonia“ – am rechten Rand der „Deutschen Burschenschaft“.
    Arndt Novak trat in einen völkischen Lebensbund ein, wie sein Vater Ulrich Novak und sein Großvater „Fred“ Duswald vor ihm. Den familiären Erwartungen entsprechend heiratete er standesgemäß in eine völkische Nazifamilie ein. Novaks Ehefrau Wiebke Mörig ist selbst Naziaktivistin und ihrerseits Tochter eines Nazipatriarchen: Gernot Mörig, Organisator des Potsdam-Treffens und ehemaliger „Bundesführer“ des „Bund Heimattreuer Jugend“ (BHJ). Wiebke Möhring hatte eine Razzia als Aktivistin der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ), einer Nachfolgeorganisation des BHJ.
    Nazis wie Arndt Novak haben sich entschieden. Immer wieder, in mindestens dritter Generation. Sie gehen den ihnen vorgezeichneten Weg nach rechts oben und bekennen sich dabei zu den Nazitraditionen ihrer Familie. Wer solche Nazis zu Volljuristen macht, ist selber einer.

  • Donnerstag, 04.09.2025

    Eine Woche nach den Nazihetzjagden, deren Verharmlosung den damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen sein Amt kostete, liefen am 1. September 2018 etwa 5.000 Nazis durch Chemnitz. Während beim ersten Mal MigrantInnen gejagt wurden, waren dieses Mal Linke Ziel des Nazimobs.
    Sieben Jahre später wurden vier der damals an den Angriffen beteiligten Nazis am 3. September 2025 vom Landgericht Chemnitz freigesprochen, wie Endstation Rechts berichtet:
    „Die Richterin erklärte am Mittwoch, es habe zwar massive Angriffe gegeben, diese seien aber den Angeklagten nicht eindeutig zuzuordnen, zudem fehle die ,notwendige Masse‘ für Landfriedensbruch. Die Kosten trägt die Staatskasse.
    Zwar ordnete die Richterin dem bekannten Neonazi und Kampfsportler Lasse [Richei] eine besonders aggressive Rolle zu, auch Beleidigungen und sexistische Bedrohungen bestätigte sie – diese hätten aber keine rechtlichen Folgen.“

    Die sächsischen Jusitz schont Nazis mittels Verschleppung: „Ein Grund für das Ergebnis ist die extrem lange Verfahrensdauer: Selbst Polizeizeug*innen erinnerten sich kaum mehr an die Ermittlungen, die bereits Jahre zurücklagen.“
    „Das Verfahren ist Teil eines langwierigen juristischen Prozesses: Insgesamt waren 27 Tatverdächtige ermittelt worden. Vorangegangene Prozesse führten zu Einstellungen gegen Geldauflage, andere Angeklagte entzogen sich dem Verfahren durch Aufenthalte in Kliniken oder die Flucht ins Ausland. Schon Anfang September startet ein dritter Prozess gegen zwei weitere Angeklagte.“

  • Freitag, 05.09.2025

    Matthias Köninger ist Erzieher und hat in Freiburger Kindertagesstätten gearbeitet. Matthias Köninger verfügt als Nazihetzer „DerGanesha“ über eine enorme Reichweite in Sozialen Medien. Matthias Köninger ist „Alter Herr“ der „Katholischen Deutschen Studentenverbindung Wildenstein zu Freiburg“ im „Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV).
    Köninger war noch Anfang 2025 der Hausverwalter des Verbindungshauses der „KDStV Wildenstein“ in der Rheinstraße 23 im Freiburger Institutsviertel. Bei der Verbindung wird Köninger mit dem „Rezeptionsdatum“ 7. Dezember 2010, dem Geburtsdatum 24. Februar 1988 und der Heimatadresse Im Wegscheid 8, 77855 Achern geführt.
    Auf Seite 23 der Ausgabe 2/2018 der CV-Verbandszeitschrift „Academia“ bewirbt Köninger ein von ihm geschriebenes Buch über ADHS aus der Sicht eines Betroffenen. Neben seinem Bild mit Band und Mütze ist zum Autor vermerkt: „Matthias Köninger wurde 1988 im Achertal bei Offenburg geboren. 2010 recipiert bei der KDStV Wildenstein Freiburg. Studium der Sozialen Arbeit. Chargen: Fuxmajor, Skriptorius, Verwalter der Kasse fürs flüssige Gold. Seit der Burschung 2012 Prüfer bei allen Burschungen.“
    Auch die Badische Zeitung bewarb 2018 in der Reihe „Leute in der Stadt“ Köningers ADHS-Buch und äußerte sich sehr wohlwollend über „Mad Köninger“: „Und so schaffte er nach seinem Realschulabschluss die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, nebenher auch die sechsjährige Grundausbildung beim Technischen Hilfswerk, dann ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Heilsarmee. Richtig holprig wurde alles, als er an der Katholischen Hochschule in Freiburg Soziale Arbeit studierte. Ein Urlaubssemester samt Psychiatrieaufenthalt waren damals die Notbremse, das Studium schloss er nicht ab. Stattdessen tat sich die Lust am Schreiben auf – und mit dem Erzieherberuf auch ein künftiger Broterwerb, der ein bisschen an den einstigen Studienwunsch anknüpft.“
    Schriftsteller ist Köninger tatsächlich geworden, wenn auch ein lausiger. In Köningers Buch „My hort must go on“ von 2019 heißt es zum Autor auf amazon.com: „Ich schreibe gerne. Oft liest man ja bei Autoren, ich wollte schon als Kind Schriftstellerin werden(also hauptsächlich bei weiblichen Autoren). Ich wollte nie Schriftstellerin werden, pardon Schriftsteller. Ich wollte als Kind Polizist werden, dann Meisterdieb und jetzt befinde ich mich in der Ausbildung zum Erzieher. Ich hatte ja ursprünglich Soziale Arbeit studiert, das hat leider nicht geklappt, aber ich bin ganz froh darum, denn der Erzieher Beruf macht mir Spass. [...] Ich behandele vieles und nehme dabei wenig Rücksicht auf politcal correctness oder ähnliches, denn Humor hilft auch auch mit den schrecklichen Dingen im Leben fertig zu werden.“
    Noch unter seinem Klarnamen schrieb „Mad Köninger“ 2018 eine Laudatio an Henryk M. Broder, dem Antideutschen, der sich genau zu dieser Zeit als Nazi outete: „Geschätzter Herr Broder, ich kann es nachvollziehen, das man sich an manchen ihre Äußerungen stößt, kann verstehen das man sagt, er ist etwas polemisch, aber ich verstehe auch Sie. Was sie fühlen, fühle ich auch oft, Sie sprechen mir oft aus dem Herzen. Bleiben Sie bitte immer mutig, ehrlich und offen, wie Sie bisher gewesen sind. Sie sind unangepasst und das ist gut so, lassen Sie sich nie verbiegen und bleiben weiter, wie Sie sind. Jenen, die sie als nicht Demokraten schmähen oder sie in Ecken schieben, in die sie nicht gehören, würde ich gerne entgegenrufen, das Sie für die Meinungsfreiheit mehr getan haben in einem Jahr, als sie vermutlich in ihrem ganzen Leben. Sie haben andere Meinungen und tragen sie durch den Sturm, wenn sie gehen, würden sie fehlen. Mit besten Grüßen, Mad Köninger“
    Überregional bekannt wurde Köninger aber mit seinen über 32.000 Nazitweets unter x.com/derganesha, wenn auch bisher nicht namentlich. „Ganeshas“ markantes Logo ist eine Anspielung auf das kreisförmige Antifa-Logo mit weißer Schrift in schwarzer Umrandung. Nur steht dort in Köninger Version: „TEAM #REMIGRATION“. Im Kreis sitzt ein fetter indischer Elefantengott, eine selbstironische Anspielung auf Köningers Körperfülle. Auf x.com hat Köninger über 40.000 Follower, die seine Scharfmachereien täglich konsumieren – überwiegend rassistische, frauen- und transfeindliche Hetze auf billigstem Niveau sowie massenhaft Werbung für die AfD. Die Sonntagsfrage vom 16. Juli 2025 kommentierte Köninger mit „25%, soviel hatte die AfD noch nie. Tut sich was im Land?“ Köninger bezeichnet sich selbst als „Kindskopf“, aber das Problem ist nicht, dass er den Humor eines 12-Jährigen hat: Das Problem sind seine rechtsradikale Propaganda und seine enorme Reichweite.
    Köninger bekämpft mit gezieltem Doxxing Menschen, die in seinen Augen links, woke oder grün sind – oder einfach nur Frauen. Bei der Recherche zu diesem Text sind wir auf Opfer Köningers gestoßen, die so sehr durch den von ihm ausgelösten Shitstorm eingeschüchtert waren, dass sie sich nicht einmal trauten, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Denn wie seine Follower auf x.com ticken, weiß Köninger dank regelmäßiger Umfragen ganz genau. Am 30. August 2025 wollte er beispielsweise die Meinung seiner Follower zu der Flucht des Nazis Sven Liebich vor dem Knast wissen: „Mich würd mal die Meinung meiner Community intersieren: Marla Svenjas Flucht nach Russland“. 89.5% fanden das eine „tolle Sache“ und nur 10,5% sagten: „Finde ich schlecht“. Seine Frage „Wer ist für euch der größere Feind ?“ am 28. August 2025 mit den beiden Antwortoptionen „Die Linken“ und „Islamisten“ hatte fast 47.000 Views und mehr als 800 Antworten. Die erste: „Speckigste Alman kartoffel wiedermal am hetzen!“
    Wir haben Köningers Studentenverbindung damit konfrontiert, dass sie einen Nazihetzer in ihren Reihen hat. Das ist ein für uns ungewöhnliches Vorgehen, denn der Erfahrung nach macht es keinen Sinn, mit Korporationen zu kommunizieren. Aber wir wollten einfach mal rausfinden, ob es einen Unterschied macht, wenn Korporierten die Möglichkeit gegeben wird, auf einen Naziskandal zu reagieren, bevor er öffentlich wird. Wir dachten uns, arglos wie wir sind: Welche Verbindung wäre da besser geeignet als die des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger? Und tatsächlich hat die Konfrontation der „KDStV Wildenstein“ einen Unterschied gemacht. Wir haben zwar keine Antwort bekommen, aber Köninger hat danach Postings auf X gelöscht. Von denen sind nur noch Antworten dieser Art übrig: „Dich zeig ich an Freundchen! Screenshot ist gemacht“.
    Mit Fabian Kohlmeyer und Patrick Stähle sind 2022 gleich zwei „Füxe“, die zuvor Mitglieder der „KDStV Wildenstein“ waren, zur „Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia“ gewechselt. Beide kandidierten 2024 bei den Freiburger Gemeinderatswahlen für die AfD. Die „Saxo-Silesia“ ist in den Geschäftsjahren 2024 und 2025 „vorsitzende Burschenschaft“ der „Deutschen Burschenschaft“ und Patrick Stähle ist derzeit dritthöchster DB-Funktionär.
    Matthias Köninger ging einen anderen Weg. Statt sich wie Kohlmeyer und vor allem Stähle mit Namen und Gesicht zu seiner Nazipolitik zu bekennen, wählte Köninger den Weg der Anonymität. Seine Homepage mad-koeninger.com schaltete er dafür lieber mal ab. Dort hatte Köninger am 3. März 2014 unter dem Titel „Merkel 4ever“ gepostet: „Der Unterschied zwischen Politikern und Telefonen ist eben immer noch der, das man das Telefon aufhängen darf, wenn man sich verwählt hat.“ Matthias Köninger lebte zu dieser Zeit im St.-Alban-Haus, ein katholisches Wohnheim in Trägerschaft der Erzdiözese Freiburg.
    Für das Impressum seiner derzeitigen Website derganesha.de nutzt Köninger den mutmaßlich erfundenen Namen seiner Podcast-Partnerin und die Adresse einer Firma, deren Geschäftsmodell ist, Briefkastenfirmen den Briefkasten zur Verfügung zu stellen: „Minerva Fromowitz, c/o Block Services, Stuttgarter Str. 106, 70736 Fellbach“. Auf seiner Seite vertreibt Köninger sein Buch „Von Vampiren und Hunden“, dem ersten Teil der „Grafenreihe“. Vor allem aber veröffentlicht Köninger hier regelmäßig Blogposts, die er auf x.com bewirbt. Darin propagiert er den „#Stolzmonat“ der „Identitären Bewegung“, diffamiert Greta Thunberg und solidarisiert sich mit dem Antisemiten Aron Pielka alias „Shlomo Finkelstein“.
    Am 24. April schrieb Köninger auf x.com zu Lorenz, der am 20. April von Polizisten in Oldenburg von hinten erschossen worden war: „Ich habe was für den Erschossenen Schwarzen geschrieben“. In dem dazugehörigen Blogpost verhöhnt Köninger Lorenz. Selbst Köningers vorgeschobene Distanzierung wird von ihm sofort wieder „ironisch“ gebrochen und ist somit reiner Zynismus: „Vornehinweg: Was passiert ist, ist bedauerlich! Der gewaltsame Tod eines Menschen ist niemals im Interesse der Menschheit, aber bestimmte Aktionen im Leben führen zu spezifischen Reaktionen. Ich mache mich an dieser Stelle ausdrücklich über die Linken lustig, nicht über Lorenz A! Im Dienste der Wissenschaft, beschloss Lorenz die Evolutionstheorie zu belegen und nahm Reizgas sowie ein Messer mit zum Feiern… welcher Mann tut das nicht (Hinterlasst unten gerne einen Kommentar, welche Bewaffnung Ihr zum kurzweiligen Feiern für gewöhnlich mit Euch tragt!)? Wie auch immer, die rassistischen Türsteher anerkannten seinen Forschungsdrang nicht.“
    Um die brutale Bedeutung seiner Worte zu erfassen, sollten sie im Singsang eines Kitaerziehers intoniert werden: „Lorenz wollte dem einem Polizisten wohl nur sein Reizgas zeigen, da wurde er von dem anderen, im linken Kontext wahrscheinlich zukünftig rassistisch gelesenem, Kollegen in den Rücken geschossen. Linke die nun herumjammern, haben doch zum Großteil niemals eine Waffe in der Hand gehabt, waren in Lebensgefahr oder einer ähnlichen Ausnahmesituation. Der Körper reagiert in solchen Extremsituationen im Autopilot-Modus: Angriff oder Flucht! Da werden wir Menschen auf unsere urzeitlichen Instinkte zurückgeworfen und reagieren entsprechend. [...] Wer anderes behauptet, darf sich gerne melden als Freiwilliger, mindestens so lange, bis dann der nächste Amok läuft und drauf los messert (Egal welche Hautfarbe!)! Warten wir nun einfach mal unaufgeregt die Ergebnisse der internen Ermittlung ab.“
    Aber weder Köningers Groschenroman für 4,99 € noch der als „Kostbarer Allerlei“ beworbene „ORIGINAL derGanesha-Soft-Emaille-Pin“ für 3,99 € das Stück dürften seinen Lebensunterhalt dauerhaft sichern. Zwar erlaubt x.com unter Musk rechtsradikale Inhalte, aber unter X’s Creator Monetization Standards fallen sie unter „Restricted Content“, der mit „restricted monetization“ rechnen muss. Kurz gesagt: Nazipropaganda auf x.com bringt Reichweite, aber kaum Geld.
    Also wandte sich Matthias Köninger 2025 der Plattform zu, auf der sich mit seinen rechtsradikalen Inhalten Geld verdienen lässt: Die von Google betriebene Videoplattform youtube.com. Nur vertragen sich Köningers Wunsch nach Anonymität und Bewegtbilder dummerweise so gar nicht. Also wählte Köninger ein peinliches Format, in dem „Minerva“ ihr Gesicht in die Kamera hält, während Köninger seine rassistischen und frauenfeindlichen Kommentare aus dem Off abgibt. Denn welcher Nazichrist will schon Zeit seines Lebens als Erzieher in Freiburger Kitas linke Kinder auf den rechten Weg bringen?
    Fußnote: Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wurde 2015 durch den damaligen „Philistersenior“ der „KDStV Wildenstein“ Bernhard Uhde zum „Ehrenmitglied“ ernannt. Uhde wiederum war bis 2020 selbst „Ehrenmitglied“ der „Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Ihm verhalf Jörg Haverkamp zu seiner „Ehrenmitgliedschaft“, wofür Uhde schon 2013 kritisiert wurde. Letztendlich war der Grund für Uhdes Austritt aus der „Burschenschaft“ lediglich Dubravko Mandic, der schlussendlich 2022 ausgeschlossen wurde. Mit der Politik der „Deutschen Burschenschaft“ hingegen hatte Uhde nie ein Problem:
    „Nun, lieber Jörg, ist es mir aber unmöglich, Mandic einen Bundesbruder zu nennen und mich entsprechend zu verhalten. Nicht nur die öffentlichen Auftritte, auch die gesamte Verhaltensweise des Mandic entspricht meiner Meinung nach in keinster Weise den Prinzipien der Saxo-Silesia, und schon gar nicht meinen Überzeugungen, sondern läuft diesen grob, ja verletzend zuwider. Ich kann und will daher nicht Bundesbruder in einem Bund sein, in dem Mandic Bundesbruder ist. Und ich habe lange, sehr lange gewartet, ob es dem Bund gelingen werde, sich von Mandic zu trennen. Nachdem dies aus mancherlei Ursachen, seien es auch formale Gründe, über so lange Zeit nicht gelungen ist, muss ich zu meinem großen Bedauern die Konsequenzen ziehen, da ich nicht nochmals abwarten möchte, ob es doch eines Tages gelingen werde, sich von Mandic zu trennen. Ich möchte keinen Tag länger in einem Bund mit Mandic sein. Daher trete ich mit sofortiger Wirkung, also mit Datum 17. Juni 2020, aus der Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia aus.“

  • Samstag, 06.09.2025

    Der Spiegel hat einen Artikel über Philipp Roensch veröffentlicht, dem „Koordinator Sicherheit“ der AfD-Fraktion mit Hausausweis für den Bundestag. Er ist Vorsitzender des AfD-Ortsverbands Bodenseekreis Mitte und Beisitzer im AfD-Kreisverband Bodenseekreis. Roensch wurde im Mai 2024 rechtskräftig wegen Bedrohung, Besitz verbotener Gegenstände und Trunkenheit im Verkehr verurteilt, nachdem er im Februar 2022 in Friedrichshafen Geflüchtete mit einer Schreckschusspistole bedroht hatte. Roensch wurde daraufhin von der Polizei gestellt:
    „In seinem Fahrzeug fand diese dann einen griffbereiten Schlagstock, Tierabwehrspray und einen Schlagring. Das Landgericht Ravensburg verurteilte ihn im vergangenen Jahr deswegen zu 180 Tagessätzen von jeweils 50 Euro. Zudem wurde [Roensch] sein kleiner Waffenschein unbefristet entzogen, er darf auch keine Waffen mehr erwerben.“

  • Sonntag, 07.09.2025

    Stephan Maninger ist Naziprofessor an der Bundespolizeiakademie in Lübeck. Er ist zuständig für die weltanschauliche Ausbildung in Rassismus, vom Verfassungsschutz überprüft.
    „Top Mann“ (Götz Kubitschek) und toller Forscher mit vielen Freunden und höchst qualifiziert: Maninger hat 2001 die Gründungsversammlung des Trägervereins von Kubitscheks „Institut für Staatspolitik“ (IfS) geleitet.
    Im März 2025 forderte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die damalige SPD-Innenministerin Nancy Faeser erfolglos zur Erstellung eines neuen Gutachtens zu Maninger auf. Denn der versucht zur Zeit Professor auf Lebenszeit zu werden.
    Aber wozu denn bitte ein neues Gutachten? Es ist doch schon genug bekannt: Wer im Südafrika der Apartheid aufgewachsen ist und dort einen Volksstaat für Weiße gefordert hat, zur Not mit der Waffe in der Hand, der erfüllt doch nun wirklich alle Voraussetzungen eines GSG9-Ausbilders.
    Die GdP sieht das anders und hat auf eigene Faust Fabian Virchow, einen „knallharten Linksradikalen“ (Maningers einschlägiger Nazianwalt Ralf Höcker), mit der Erstellung eines 100-seitigen Gutachtens beauftragt. Doch statt es zu veröffentlichen, haben die Polizeigewerkschafter das Gutachten laut Spiegel lediglich an Alexander Dobrindt geschickt, damit der aktuelle CSU-Innenminister es einer „eingehende Prüfung“ unterziehen möge.
    Update: Am 11. September wurde das Gutachten von FragDenStaat veröffentlicht.

  • Montag, 08.09.2025

    Am 6. September haben in Mailand rund 25.000 Linke gegen die Räumung des Centro Sociale Leoncavallo demonstriert. Die Räumung wurde von der faschistischen Meloni-Regierung in Rom gegen den Willen der Mailänder Stadtregierung angeordnet. Formal kommt der Räumungsbefehl von Innenminister Matteo Piantedosi, aber es ist für alle offensichtlich, dass es sich um eine Racheaktion des Vize-Ministerpräsidenten Matteo Salvini handelt: Salvini stammt aus Milano.
    Auf der Leoncavallo-Demo waren das gesamte linksradikale Spektrum und Progressive aus allen Teilen der Zivilgesellschaft vertreten. Bei einer Vorabdemo von 5.000 Linksradikalen wurde kurzzeitig die „Pirellino“-Baustelle besetzt, die im Zentrum eines Korruptionsskandals steht.
    Auf Bannern an der Hochhaus-Baustelle war zu lesen: „Occupare è giusto“ („Besetzen ist berechtigt“) und „Contro la città dei padroni“ („Gegen die Stadt der Besitzenden“). Die Baustelle war anschließend pink und es wurde entlang der Route ohne Probleme viel gesprayt.
    Später gab es einen weiteren Bannerdrop mit dem Motto „Giù le mani dagli spazi sociali“ („Hände weg von den sozialen Räumen“). Bei bestem Wetter wurden mehrfach Feuerwerk und viele bunte Rauchtöpfe gezündet: „Potranno tagliare tutti i fiori, ma non fermeranno mai la primavera.“ („Sie können alle Blumen abschneiden, aber sie werden den Frühling nie aufhalten.“)
    Neben dem Kampf gegen Gentrifizierung und Repression war der Krieg und die Hungerblockade in Gaza durch die israelische Regierung die bestimmenden Themen. Am Ende konnte die Demo auch noch auf den Piazza del Duomo ziehen, was ursprünglich aufgrund einer „kirchlichen Veranstaltung“ untersagt worden war.
    Aus diesem Grund war als Zielort der Demonstration zunächst die Piazza Fontana unweit des Domplatzes gewählt worden. In Milano begann mit dem Anschlag vor der Banca Nazionale dell’Agricoltura mit 17 Todesopfern und 88 zum Teil Schwerverletzen am 12. Dezember 1969 die „Strategie der Spannung“. Damals versuchte der Staat mit Hilfe rechtsradikaler Terrorgruppen die gewerkschaftlichen Erfolge der Jahre 1969 bis 1972 zu untergraben. Indem sie Bomben legten und Zügen entgleisen ließen, sollte autoritäre Politik bis hin zu einem Putsch legitimiert werden.
    Denn für die Gewalttaten der Faschisten wurden Linke verantwortlich gemacht. Der Anarchist Giuseppe Pinelli starb, nachdem er drei Tage nach dem Bombenanschlag bei einem Verhör aus einem Fenster im vierten Stock der Mailänder Polizeiwache „stürzte“. Pinelli war Mitglied des Circolo Anarchico Ponte della Ghisolfa (Brücke von Ghisolfa, ein Stadtviertel Mailands) und des Anarchist Black Cross. Der 2016 verstorbene Mailänder Autor Dario Fo verarbeitete den Polizeimord literarisch in „Morte accidentale di un anarchico“ („Zufälliger Tod eines Anarchisten“, EPUB in italiano).
    Der Anarchist Pietro Valpreda wurde verhaftet und saß drei Jahre unschuldig in Untersuchungshaft. Valpreda wurde wahrscheinlich von dem Hauptbelastungszeugen, einem Taxifahrer, mit Antonio Sottosanti von „Ordine Nuovo“ verwechselt. Sottosanti sah Valpreda frappierend ähnlich und hatte kurz vor dem Anschlag anarchistische Zirkel infiltriert.
    Die Fälle Valpreda und Pinelli spalteten Italien und radikalisierten weite Teile der StudentInnen- und ArbeiterInnenbewegung. Viele Rechte glaubten weiterhin an die von Polizei und Staat verbreitete Version, während weite Teile der liberalen Öffentlichkeit die Affäre als eine Mischung aus Verschwörung und Vertuschung betrachteten.
    Die Unfähigkeit des Staates, die Verantwortlichen zu finden oder strafrechtlich zu verfolgen (der achte Prozess in diesem Fall begann im Jahr 2000 und endete schließlich mit einem Freispruch), verstärkte die Unzufriedenheit mit den Behörden nur noch.
    Inzwischen tauchten Beweise auf – die die Polizei ignoriert hatte – die nahelegten, dass Faschisten die Bomben mit aktiver Unterstützung von Teilen des italienischen Geheimdienstes gelegt hatten. Valpreda wurde erst 1987 aus Mangel an Beweisen vom Kassationsgericht in Rom freigesprochen. Der Mord an Giuseppe Pinelli wurde nie aufgeklärt.
    Die „Strategie der Spannung“ wurde bis 1984 fortgesetzt. Der tödlichste Anschlag wurde am 2. August 1980 verübt, als eine Bombe in einem überfüllten Warteraum des Hauptbahnhofs von Bologna 85 Menschen tötete. Verantwortlich für dieses Massaker sind „Ordine Nuovo“, der italienischen Militärgeheimdienst „Servizio per le Informazioni e la Sicurezza Militare“ und die Geheimloge „Propaganda Due“.
    Presse (zur Leoncavallo-Demo): Il Manifesto | Corriere Milano | Fanpage | Dinamo | ORF | Standard | junge Welt

  • Dienstag, 09.09.2025

    Im Budapest-Verfahren vor dem Oberlandesgerichts München gegen die 30-jährige Antifaschistin Hanna fordert die Bundesanwaltschaft eine absurd hohe Strafe von neun Jahre Haft wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung sowie Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Hanna wird vorgeworfen, mit anderen Antifas im Februar 2023 am Rande des jährlich stattfindenden größten rechtsradikalen Aufmarsch Europas in Budapest, dem sogenannten „Day of Honor“, Nazis angegriffen zu haben.
    Das führende Juraportal LTO wählte als Zwischenüberschrift „Bundesanwaltschaft spricht von ,Gewaltterrorismus‘“. Da stellt sich die Frage, wie wohl friedlicher Terrorismus aussieht? Nein, selbst die Bundesanwaltschaft sprach nicht von „Gewaltterrorismus“, das machte nur die Deutsche Presseagentur dpa. Und alle, wirklich alle, haben die Hetze ohne nachzudenken abgeschrieben. Tatsächlich warf die Bundesanwaltschaft Hanna „Gewalttourismus“ vor. Dabei soll sie doch nur Nazis angegriffen haben.

  • Mittwoch, 10.09.2025

    Französische GenossInnen haben am 9. September unter dem Titel „A propos de la poucave découverte“ („Über den aufgedeckten Spitzel“) ein Outing (Archiv, auf deutsch) von Mohamed El Berkal alias „Momo“ samt Foto und Screenshots von Chats mit seinen Führungsbullen veröffentlicht. Der angeworbene Polizeispitzel war spätestens seit März 2022 insbesondere in der militanten Ökobewegung Frankreichs für die Polizei aktiv. Aber nicht nur: auch das antimilitaristische „Rheinmetall entwaffnen“-Camp Ende August 2025 in Köln wurde von ihm ausspioniert.
    Das Motiv des Spitzels war neben finanziellen Anreizen vor allem staatliche Nötigung. Für seinen Verrat wurde dem Papierlosen ein Aufenthaltstitel gewährt, aber selbstverständlich kein dauerhafter. Bezahlt wurde er auch und ein Teil seiner Miete sowie seine Ausbildungskosten wurden vom französischen Staat finanziert.
    Besonders perfide ist die Bespitzelung von antirassistischen Aktionen wie den „Parloir sauvage“ (unkontrollierte Kommunikation mit Geflüchteten) am Centre de rétention administrative (CRA, Abschiebeknast) am 18. Februar 2024 in Marseille. Die Bullen hatten ihm Videoaufnahmen von einem Einbruch mit ihm als Täter vorgespielt und ihm mit Knast und Abschiebehaft in einer CRA gedroht. Denn in Frankreich wie in Deutschland gilt Ne bis in idem nur für Gleiche, nicht für Geflüchtete.
    Aufgeflogen ist der Spitzel, weil die von ihm Bespitzelten es nicht bei ihrem Bauchgefühl beließen. Stattdessen konfrontierten sie den Verdächtigen und beschafften Beweise für seinen Verrat. Ob gekauft, erpresst oder verbeamtet wie damals bei Simon Bromma: Spitzel sind das Allerletzte.

  • Donnerstag, 11.09.2025

    Wie RDL und die Badische Zeitung berichten, wurden im Berufungsverfahren gegen Florian André Held vor dem Landgericht Freiburg am 10. September beide Berufungsanträge – von Staatsanwaltschaft und Verteidigung – nach einem Rechtsgespräch zurückgenommen. Damit ist das Urteil des Amtsgerichts Freiburg wegen zwei Verstößen gegen § 86a StGB (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen) zu 80 Tagessätzen à 30 Euro rechtskräftig. Der Nazilandser hatte während eines „Silberkartell“-Treffens bei zwei Freiburger CC-Verbindungen „Heil Hitler“ gegrölt: mehrfach, besoffen, pissend, aber stolz.
    Dieses Mal war der Held mit seinem Nazianwalt Laurens Nothdurft in Freiburg vor Gericht erschienen. Der Prozess vor dem Freiburger Amtsgericht im Januar fand noch ohne den Angeklagten statt, angeblich wegen eines verspäteten Flugs aus Berlin.
    Schon im Januar 2025 war Florian André Held kein Mitglied der „Landsmannschaft Thuringia Berlin“ im „Coburger Convents“ mehr. Vom amtierenden stellvertretenden CC-Sprecher im März 2024 zur Persona non grata in unter drei Monaten: Die „Thuringia“ hat Held Anfang Juni 2024 aus ihrem Lebensbund ausgeschlossen, eine gute Woche nach der Veröffentlichung des siebten unserer Communiqués gegen den CC.
    Wie die Neue Presse Coburg und das Coburger Tageblatt berichten, wurde der Coburger Volt-Stadtrat Matthias Schmidt vom Landgericht Coburg am 8. September vom Vorwurf des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte beim „Pfingstkongress 2023“ des „Coburger Convents“ anders als noch in der Vorinstanz freigesprochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
    Matthias Schmidt und die Grünen-Stadträtin Melanie Becker hatten am 29. Mai kurz vor Mitternacht einen Platzverweis erhalten, weil sie beim CC-Fackelmarsch als GegendemonstrantInnen „aufgefallen“ waren und der Polizei als „potenzielle Störer“ galten. Matthias Schmidt war zuvor Zeuge, wie einer der in den Dreierreihen marschierenden „Chargierten“ im Rücken der Polizisten den rechten Arm zum „Hitlergruß“ in Richtung der Demonstrierenden erhob.
    Als sich die Mandatsträger nach dem Platzverweis weigerten zu gehen, wurden sie unsanft vom Marktplatz geschoben. Gegen diese Polizeimaßnahme hatte Matthias Schmidt Anzeige wegen Nötigung gestellt, die selbstredend umgehend eingestellt wurde. Perfiderweise wurde das vom Stadtrat im Ermittlungsverfahren wegen Nötigung als Beweismittel gegen die Polizei vorgelegte Video im nun abgeschlossenen Verfahren wegen Widerstands von den Freunden und Helfern gegen ihn verwendet, wenn auch erfolglos.

  • Freitag, 12.09.2025

    Im Juli wurde eine Reportage zu einem Seminar der rechtsradikalen „Germanischen Neuen Medizin“ (GNM) im Allgäu veröffentlicht: Bei flimmer.media unter dem Titel „Die braunste Ecke der Pseudomedizin“ und in der taz als „Rechte Heil­prak­ti­ke­r*in­nen: In der braunen Ecke der Pseudomedizin“.
    In Baden-Württemberg findet am 11. und 12. Oktober jeweils von 10 bis 18 Uhr ein zweitägiges GNM-Seminar zum Thema „Neurophysiologie & Hirnnerven aus Sicht der Germanischen Heilkunde“ statt. Der Veranstaltungsort sind die Räume des „PORTAS-Fachbetriebs“ für Renovierungen von Uwe Köbele in der Güterstraße 8 in 77767 Appenweier-Urloffen.
    Referent des „Trauma-Seminars“ ist wie schon im Allgäu Michael Loidl, ein „Schüler von Dr. Ryke Geerd Hamer“. Seinem Vorbild wurde vom Verwaltungsgericht Koblenz am 19. Juli 1989 die Approbation entzogen. Hamer wurde bescheinigt, dass er „wegen einer nachträglich eingetretenen Schwäche seiner geistigen Kräfte zur Ausübung des ärztlichen Berufes unfähig geworden“ war.
    Somit war Ryke Geerd Hamer „mangels entsprechender Einsicht nicht mehr in der Lage, den ärztlichen Pflichten bei der Behandlung von Krebskranken nachzukommen“. Er verfügte „infolge seiner psychopathischen Persönlichkeitsstruktur nicht über die notwendige Einsichtsfähigkeit, um zu erkennen, daß die Richtigkeit seiner Theorie der ,Eisernen Regel des Krebs‘ nicht bewiesen“ war und ist.
    Für das Seminar im Oktober wird ein Hinweis gegeben: „Die Kenntnisse der 5 biologischen Naturgesetze nach Dr. Hamer sind sehr von Vorteil. Es wird empfohlen, diese vor dem Seminar zu studieren bzw. aufzufrischen.“
    Das „fünfte Biologische Naturgesetz“ ist die gemeingefährliche GNM-Erklärung für Krebs: „Durch die 5 Biologischen Naturgesetze wissen wir, dass Gewebe nicht ‚einfach so‘ wächst, sondern exakten, nachvollziehbaren Regeln folgt. Es handelt sich stets um ein vom Gehirn gesteuertes Programm.“
    In Appenweier will Loidl „in praxisnaher Weise seine in über 20 Jahren gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiet der Germanischen Heilkunde“ teilen. Kostenpunkt: 230 Euro pro Person.

  • Samstag, 13.09.2025

    Am 9. September gab es in Wien, Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark Razzien bei Nazis, auch bei Österreichs bekanntestem Nazi Gottfried Küssel. Es wurden 25 Objekte durchsucht, darunter die Lich­ten­au­er­gas­se/Untere Donaustraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk, wie Stoppt die Rechten berichtet.
    Dort besitzen Küssel und sein Nazikamerad Felix Budin Wohnungen und im Erdgeschoss hat sich ein Nazitreffpunkt etabliert. Im Haus haben auch die beiden Nazivereine „Ferialverbindung Imperia Wien“ und der „Ver­ein für Kul­tur und Kunstschaffende“ ihren Sitz.
    Beschlagnahmt wurden bei den Razzien Granaten, Schuss- und Hiebwaffen, Munition, Datenträger und Nazi-Propagandamaterial. Ermittelt wird gegen 17 Personen wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung.
    Küssel scheiterte erst Anfang September letztinstanzlich mit seiner Klage gegen die Entscheidung der Stadt Wien, ihm nach seiner letzten Verurteilung wegen NS-Wiederbetätigung 2016 weder einen Reisepass noch einen Personalausweis auszustellen.
    Presse: ORF 1 | ORF 2 | Standard 1 | Standard 2 | Profil | taz

  • Sonntag, 14.09.2025

    Die Welt berichtete am 10. September über Frederick Seifert, Rechtsanwalt mit Kanzlei in der Altvaterstraße 6 in 85107 Baar-Ebenhausen bei Ingolstadt:
    „Der heutige Anwalt Frederick [Seifert] war im Jahr 1998 in die NPD eingetreten und wurde dann 1999 zum Vize-Landesvorsitzenden der JN Bayern, als Beisitzer in den bayerischen Landesvorstand der NPD sowie als Kreischef der NPD Neuburg/Schrobenhausen gewählt. 2000 wurde er JN-Landeschef und blieb dies bis Mitte 2001.
    Im Jahr 2000 kandidierte er erfolgreich als Beisitzer im JN-Bundesvorstand sowie als Vorsitzender des NPD-Bezirksverbands Oberbayern. In den Jahren 2000 und 2001 gehörte [Seifert] außerdem bereits kurz nach der Gründung dem Sprecherrat der ,Revolutionären Plattform – Aufbruch 2000‘ (RPF) an, einer Vertretung von neonazistischen Kameradschaften innerhalb der NPD.“

    Zumindest bis vor kurzem war Frederik Seifert „Alter Herr“ diverser schlagender Studentenverbindungen: Der „Pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz München“ sowie der „Prager Burschenschaft Teutonia Würzburg“ und der „Münchner Burschenschaft Danubia“, beide in der „Deutschen Burschenschaft“.
    Ausgerechnet Frederick Seifert wurde nun von der bayerischen AfD beauftragt, gegen die im Juni durch die bayerische Staatsregierung beschlossene Aufnahme der Nazipartei in das „Verzeichnis extremistischer oder extremistisch beeinflusster Organisationen“ zu klagen. Allerdings lehnte die 30. Kammer des Verwaltungsgerichts München die Klage am 2. September 2025 ab (Az.: M 30 E 25.4481).
    Denn Seifert ist eine solche juristische Niete, dass er einen unzulässigen Antrag gestellt hat: Die AfD ist gar nicht befugt, gegen die Aufnahme in die Liste zu klagen. Anders sähe das beispielsweise bei AfD-Mitglieder aus, die aufgrund der Aufnahme der Nazipartei in die Liste überprüft werden.

  • Montag, 15.09.2025

    Am 13. September marschierten zwischen 110.000 und 150.000 RassistInnen in einem Meer aus Union Jacks und England-Fahnen durch London – weit mehr als erwartet. Der „Unite the Kingdom“-Marsch richtete sich gegen Immigration, insbesondere gegen die Menschen, die mit „small boats“ über Ärmelkanal nach England kommen. Fünftausend AntifaschistInnen stellten sich den Nazis entgegen.
    Die Ermordung des rechtsradikalen Influencers Charlie Kirk am 10. September in Orem, Utah, hatte in London einen stark mobilisierenden Effekt. Aufgerufen hatte Großbritanniens notorischster Nazi Stephen Yaxley-Lennon alias „Tommy Robinson“. Auf X hat der Gründer der militanten „English Defence League“ mehr als eine Million Follower. Robinsons Twitter-Account war 2018 gesperrt und erst nach Musks Übernahme 2022 reaktiviert worden. Musk schaltete sich per Video zur Demonstration in London zu und forderte offen einen Regime-Change in UK.
    Musk sprach vom „woke mind virus“ und sagte: „Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand der Briten, sich genau umzuschauen und zu sagen: ‚Wenn das so weitergeht, in welcher Welt werden Sie dann leben?‘“ Unverholen rief Musk die Menge zu Gewalt auf, was zu 26 verletzten Polizisten führte, drei davon schwer: „Ob Sie sich für Gewalt entscheiden oder nicht, die Gewalt wird Sie treffen. Entweder Sie wehren sich oder Sie sterben, das ist die Wahrheit, denke ich.“
    Bisher war Robinson selbst Nigel Farage’s rechtsradikaler „Reform UK“ zu radikal, obwohl sich die Positionen der Nazis in Bezug auf Migration kaum unterscheiden. Derzeit führen in Wahlumfragen „Reform UK“ in Großbritannien, der „Rassemblement National“ in Frankreich und die AfD in Deutschland.
    Presse: BBC | Guardian | Tagesschau | FAZ

  • Dienstag, 16.09.2025

    Nach dem Mord an dem rechtsradikalen US-amerikanischen Influencer Charlie Kirk am 10. September 2025 in Orem, Utah, durch den Schützen Tyler Robinson gibt es eine weltweite Jagd auf alle, die sich in den Sozialen Medien hämisch über Kirks Tod äußern. Es stehen Forderungen im Raum, US-kritische Stimme von Musks X zu verbannen und JournalistInnen mit Einreiseveboten in die USA zu sanktionieren. Die Intensität des Doxxings ist sogar noch höher als nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump am 13. Juli 2024 in Butler, Pennsylvania.
    In Deutschland ist Patrick Kolek einer derjenigen Anti-Antifas, die systematisch linke Accounts deanonymisieren. Kolek durfte im Februar 2025 in dem WDR-Film „Die TikTok-Armee der AfD“ sich und seine Erfindung „Stolzmonat“ ausgiebig präsentieren. Belltower News hat einen ausführlichen Rechercheartikel zu Patrick Kolek veröffentlicht. Kolek trat Anfang 2017 dem AfD-Kreisverband Wuppertal bei, Mitgliedsnummer: 10624209. Er ist führender Aktivist des „AfD-Vorfelds“ und war bei der Auflösung der „Jungen Alternative“ auf dem JA-Bundeskongress Anfang 2025 in Apolda anwesend. Die AfD versucht mit Veranstaltungen wie dem „Tag des Vorfelds“ in Neumünster oder der „Messe des Vorfelds“ in Koblenz, an der auch Kolek teilnahm, eine faschistische Adaption von Gramscis Hegemonietheorie in die Tat umzusetzen. Maßgeblich vorangetrieben wird diese Politik durch Joachim Paul, „Alter Herr“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ in der „Deutschen Burschenschaft“ und AfD-Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz.
    Als „Wuppi“ betreibt Patrick Kolek auf X den Account @RealWuppi mit knapp zwanzigtausend Followern, über den er regelmäßig Linke doxxt. Koleks Handle ist eine Anspielung auf sein Vorbild @realDonaldTrump. Den Attentatsversuch auf Trump im Juli 2024 kommentierte der linke Satiriker Sebastian Hotz alias „El Hotzo“ mit „den letzten Bus / Donald Trump – leider verpasst“ und „ich finde es absolut fantastisch wenn Faschisten sterben“. Zwar wurde Sebastian Hotz am 23. Juli 2025 vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten vom Vorwurf der „Belohnung und Billigung von Straftaten“ freigesprochen, denn Satire darf in Deutschland noch Vieles, aber die eigentliche Strafe war der von Nazis wie Kolek initiierte Shitstorm und die daraus resultierenden beruflichen Konsequenzen.
    Der „identitäre“ Ideologe Erik Ahrens, der seit einigen Wochen behauptet, kein Nazi mehr zu sein, und der von Correctiv per eidesstattlicher Erklärung als Kronzeuge für die eigenen Publikationen genutzt wird, hat am 9. September ein „sehr bizarres Hinrichtungsvideo“ mit Kolek kommentiert veröffentlicht. Dieses filmte Ahrens nach eigener Aussage im Juli 2024 in Nürnberg, wo er und „Patrick Kolek aka Wuppi“ eigentlich eine „El Hotzo“-Veranstaltung im Literaturhaus sprengen wollten. Kolek hatte einen Baseballschläger mitgebracht, aber das war dann alles nicht mehr nötig, weil Hotz aufgrund des Shitstorms bereits gecancelt worden war. Stattdessen drehten sie das Hinrichtungsvideo, in dem Sebastian Hotz ermordet wird, und veröffentlichten es anschließend auf X: „In den Hauptrollen sind Wuppi selbst als El Hotzo und Dennis Braun aka ,Arminius‘, der IB-Aktivist, in der Rolle des Hinrichters mit dem Baseballschläger.“
    Die Geschichte mit Koleks Baseballschläger erinnert an das Ende seiner Burschenzeit. Denn bis Anfang 2021 war Patrick Kolek „Fuchs“ bei der „Kölner Burschenschaft Alemannia“ in der „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“. Weiter kam er nicht:
    „Antrag: Widerruf der Aufnahme des Bundesbruders Patrick Kolek.
    (Mitglied der äußeren Verbindung)
    Hoher Burschenconvent,
    ich stelle den Antrag auf Widerruf der Aufnahme des Bundesbruders Patrick Kolek.
    Die Gründe die mich zu dieser Antragstellung führen, erläutere ich nachstehend.
    Zum Ende des WS 19/20 (genau zum Abconvent) feuerte Bundesbruder Kolek einen Schuss aus einer Schreckschusswaffe in seinem Zimmer ab. Dieser Schuss fiel aufgrund der Tatsache, dass er durch den ehemaligen Bbr. Tüney lautstark geweckt wurde.
    Nach mehreren Gesprächen konnte nicht geklärt werde, wohin bzw. wie der Schuss genau abgefeuert wurde, da Bundesbruder Kolek immer wieder seine Version der Geschichte änderte. Bereits in der Vergangenheit fanden Diskussionen auf Conventen über dieses Thema statt, da unter den Aktiven bekannt war, dass Bbr. Kolek diese Waffe und andere Gegenstände zur „Selbstverteidigung“ im Zimmer lagert bzw. lagerte.
    Mit diesem Verhalten hat Bundesbruder Kolek bewiesen, dass er auf keinen Fall geeignet ist eine Waffe zu führen und eine hohe Gefahr für sich selbst und alle anderen Personen auf unserem Haus darstellt.
    Auf den darauffolgenden Conventen und auch in privaten Gesprächen haben mehrere Bundesbrüder mit aller Deutlichkeit wiederholt, dass sie sich in der Anwesenheit von Bundesbruder Kolek nicht sicher fühlen und er eine Gefahr für sie darstellt.
    Zusätzlich zu den vorgenannten Ereignissen, hat Bundesbruder Kolek im Verlauf des gesamten Sommersemesters 2020 unentschuldigt zu allen Veranstaltungen und Instituten gefehlt. Bundesbruder Meyer hat in seiner Funktion als Fuxmajor mehrmals das Gespräch mit Bundesbruder Kolek gesucht und ihn immer wieder auf seine Versäumnisse hingewiesen, dies jedoch ohne Erfolg.
    Seine geringe Motivation äußerte sich ebenfalls durch seine konsequente Verweigerung jeglicher Aufgaben und Pflichten die Bundesbruder Kolek als Mitglied der äußeren Verbindung und Amtsinhaber gegenüber der Aktivitas hat.
    Ein wirkliches Interesse an einer weiteren Mitgliedschaft in unserer Burschenschaft ist in seinem Verhalten daher nicht mehr zu erkennen.
    Die Aktivitas ist sich bewusst, dass die Vorkommnisse am Tag des Abconventes und die daraus resultierenden Gespräche und Reaktionen der Aktiven zum vorgenannten Verhalten des Fuxen geführt haben. Ebenso sollte jedoch auch jedem Mitglied, unabhängig seines Status in der Aktivitas bewusst sein, dass ein Jeder seinen Pflichten nachkommen muss. Diesen Pflichten ist Bundesbruder Kolek nicht nachgekommen und beweist dadurch seine Untauglichkeit.
    Alle vorgenannten Gründe die diesen Antrag unterstützen, sollen dem Convent als Erklärungsgrundlage dienen.
    Mit treuem Alemannengruß
    Till Reimann Z!“

  • Mittwoch, 17.09.2025

    Am 20. September 2025 planen Nazis ein „Black Metal Blitzkrieg V2“-Festival in Ostfrankreich. Spielen sollen die Nazibands „Nordglanz (DE), Goatmoon (FI), Frangar (IT), Sunwheel (PL), Eidkameraden (CH), Formoraich (FR)“ in „Northeast France“. Doch diese Information fand ihren Weg in die französischsprachige Presse. Grundlage der breiten Berichterstattung ist ein Dossier auf ManifEst vom 12. September 2025. Darin werden die Nazibands samt Umfeld vorgestellt und ein Überblick zu vergangenen NSBM-Konzerten in Frankreich und Europa gegeben.
    Auch Xavier Delarue liest Zeitung, also der Ritter der Ehrenlegion, nicht der Basketballspieler. In seiner Funktion als Präfekt des Départements Meuse hat Delarue am 15. September den „Arrêté n° 2025 - 1862“ erlassen und damit das Nazikonzert in seinem Département verboten. Seinem Beispiel folgend forderte Jacques Witkowski, der Präfekt der Region Grand Est, alle PräfektInnen der Départements in den Regionen Grand Est und Bourgogne Franche-Comté auf, das NSBM-Konzert ebenfalls zu verbieten. Obwohl es auch in Frankreich eine rege einheimische Naziszene gibt, rufen Nazikonzerte mit internationaler und insbesondere deutscher Beteiligung zuverlässig eine breite Empörung von links bis rechts hervor.
    Die Nazibands spüren bereits den Impact des medialen Angriffs, „Formoraich“ sucht beispielsweise einen neuen Drummer. Aber auch Bands, die bei dem Konzert gar nicht spielen sollen, aber im ManifEst-Dossier erwähnt werden, weht der Wind ins Gesicht. In Lille entschied die „Association Chats noirs“ ein Konzert mit der NSBM-Band „Arkaist“ in „La Brat Cave“ abzusagen, nachdem deren politische Nähe zu „Formoraich“ bekannt wurde.
    Presse: ManifEst | Libération | RDL | Mediapart | France Info | HuffPost | Le Figaro | Est Republican | La Libre | Luxemburger Wort | L’essentiel
    Update: France Bleu

  • Donnerstag, 18.09.2025

    Die Pressestelle des Deutschen Bundestages veröffentlichte am 17. September eine Pressemitteilung mit dem Titel: „Deutscher Bundestag lehnt Erteilung von Hausausweisen für mehrere Mitarbeiter von Abgeordneten ab“. Grund waren „sicherheitskritische Erkenntnisse im Rahmen der notwendigen Zuverlässigkeitsüberprüfung“, aber ansonsten fehlten alle wichtigen Informationen.
    Schnell war klar, dass es um die AfD geht. So schrieb beispielsweise der Tagesspiegel:
    „Ein Sprecher der AfD-Fraktion, die wegen Mitarbeitern aus dem rechtsextremen Milieu in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen sorgte, teilte mit, dass die Anträge von drei Mitarbeitern von Bundestagsabgeordneten auf Ausstellen eines Hausausweises abgelehnt worden seien. Bei einem weiteren Mitarbeiter sei die Zugangsberechtigung zu den IT-Systemen des Bundestags einschließlich des Intranets aufgehoben worden.“
    Und es ging auch nur um die AfD: „Andere Fraktionen sind nach dpa-Informationen derzeit nicht betroffen.“
    Ein paar Namen kursierten dann doch: „Nach SÜDKURIER-Informationen ist Philipp Roenschs Hausausweis für das Parlament vorläufig gesperrt worden.“ Ausgerechnet Roensch ist als „Koordinator Sicherheit“ der AfD-Fraktion vorbestraft, weil er Geflüchtete mit einer Schreckschusspistole bedroht hat.
    „Nach taz-Informationen soll ein weiterer Mitarbeiter, dem der Hausausweis entzogen wurde, der Islamgegner Michael Stürzenberger sein. Er sollte für den bayerischen AfD-Abgeordneten Erhard Brucker arbeiten, der seit dem Frühjahr im Bundestag sitzt.“ Brucker ist „Alter Herr“ der „Burschenschaft Ostmark-Breslau Regensburg“.
    Einzig der Spiegel schreibt von fünf betroffenen Mitarbeitern, denen allesamt der IT-Zugriff verweigert worden sei:
    „Der Bundestag hat mehreren Mitarbeitern von Abgeordneten die Erteilung von Hausausweisen verweigert oder sie gesperrt. Nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich um fünf Mitarbeiter der AfD. Ihnen seien auch die Zugangsberechtigungen zu den IT-Systemen verwehrt worden.“

  • Freitag, 19.09.2025

    Am 16. September gab es Razzien an 14 Orten gegen acht „Nordbund“-Nazis in Niedersachsen (Region Hannover, Stadt und Landkreis Hildesheim), Baden-Württemberg (Enzkreis) und Nordrhein-Westfalen (Landkreis Lippe). Den Nazis wird die Bildung einer bewaffneten Gruppe nach § 128 StGB vorgeworfen. Hintergrundinfos zum „Nordbund“ gibt es von Antifas aus Niedersachsen (Mirror) und im Antifaschistischen Infoblatt.
    In Baden-Württemberg war Chris Reiling Ziel der Razzia, ehemaliger Personenschützer der Bundeswehr, unter anderem für Minister im Ausland. In Hildesheim wurde das Tattoostudio des Nazis Johannes Knoch durchsucht. Unter den betroffenen Nazis befinden sich mehrere (teils ehemalige) Bundeswehrsoldaten und ein Bundespolizist. In der Alten Landstraße 19 in Altenhagen I in der Gemeinde Springe wurde das Anwesen von Johannes Knoch und direkt daneben in der Alten Landstraße 15a der Baumaschinenverleih von Alexander Schönbach durchsucht.
    Die Generalstaatsanwaltschaft Celle teilte mit: „Gegen vier dieser Beschuldigten besteht zudem der Verdacht, unerlaubt Kriegswaffen und andere vollautomatische Schusswaffen zu besitzen, wobei bereits Ende April 2025 bei Maßnahmen des LKA Niedersachsen zur Gefahrenabwehr eine Pistole samt zugehöriger Munition bei einem der Beschuldigten beschlagnahmt wurde.“ Gefunden wurden bei den Razzien scharfe Kurz- und Langwaffen, Munition unterschiedlichen Kalibers, Bargeld sowie „Gegenstände, die als Sprengmittel geeignet sind“.
    Presse: Spiegel 1 | Spiegel 2 | taz | RND | t-online | Tagesschau 1 | Tagesschau 2 | NDR

  • Samstag, 20.09.2025

    Jan-Hendrik Klaps, der Pressereferent der „Deutschen Burschenschaft“, kandidiert am 28. September bei der Bürgermeisterwahl in Luckenwalde in Brandenburg. Klaps ist „Alter Herr“ der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ und der „Berliner Burschenschaft Libertas“.
    Klaps Bundesbruder Joachim Paul von den „Raczeks“ und rheinland-pfälzischer AfD-Landtagsabgeordneter darf endgültig nicht bei der Ludwigshafener Oberbürgermeisterwahl am 21. September 2025 kandidieren. Paul scheiterte vor dem Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz (VGH) und dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG).
    Der VGH wies Pauls Beschwerde „zurück und hielt sie teilweise für unzulässig und im Übrigen für unbegründet“, wie LTO schreibt. Das BVerfG warf Paul Schlampigkeit vor und nahm seine Beschwerde gar nicht erst zur Entscheidung an.
    Paul hat bereits politisches Kapital aus der Ablehnung seiner Kandidatur geschlagen. Anfang der Woche begleitete er die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch als vermeintliches Cancel Culture-Opfer in die USA.
    Ein AfD-Oberbürgermeister Paul wäre eine Katastrophe. Joachim Paul ist ein skrupelloser Nationalsozialist, wie wir nur wenige kennen. Und wir kennen viele.

  • Sonntag, 21.09.2025

    Die Antifaschistische Recherche Chemnitz hat einen Rechercheartikel über die „neuen junge Neonazis und die Gruppe ,Chemnitz Revolte‘“ veröffentlicht. Darin zeichnen sie den Niedergang der Nazigruppen „Chemnitz Revolte“ und „Deutscher Widerstand Chemnitz“ nach und beschreiben die Veränderungen, Spaltungen und Streits in der örtlichen Naziszene der letzten Monate:
    „Fabian Nöbel und Florian Schindler verteilten Ende April 2025 Sticker gegen die Chemnitz Revolte. Auf diesen stand u.a.: „Chemnitz Revolte. Nein danke.“, „#DIE ÄLTEREN MITGLIEDER DER CHEMNITZ REVOLTE“ (versehen mit Bildern der verbliebenen Mitglieder und junger Neonazis, die kürzlich zur Chemnitz Revolte hinzugestoßen waren) oder ,3 Anzeichen für Kindergarten‘, auch hier mit Gesichtern der noch verbleibenden Mitglieder. Die Gruppe schrumpfte auf nur wenige Personen aus dem Umfeld von Stella Schmidt, während die Wut der ehemaligen Mitglieder sich vor allem gegen sie richtete. Unter anderem warfen diese ihr vor, dass sie mit Mitgliedsbeiträgen Termine im Nagelstudio bezahlt habe.“
    Über die Chemnitzer „Identitären“ wurde in der Veröffentlichungsreihe „C the Unseen! Die Chemnitzer Identitäre Bewegung“ ein Überblick veröffentlicht:
    „Wir haben uns mit einer kleinen Ausstellung der Gesichter von Identitären aus der Gruppe rund um das ,Zentrum Chemnitz‘ - eingebracht. Über einen Monat lang habt ihr uns durch unser Adressbuch begleitet, 19 Performances bestaunt und immer wieder neugierig dieses Indymedia geöffnet. Wir haben gemeinsam gelesen, gelacht, gezittert. Zum Ende unserer Performance präsentieren wir eine Übersicht der Akteur*innen.“

  • Montag, 22.09.2025

    In Marburg ist vom 17. bis 19. Oktober 2025 die „85. deutsche Studentenhistorikertagung“ geplant. Organisiert wird das verbandsübergreifende Korporiertentreffen vom „Arbeitskreis der Studentenhistoriker“ (AKSt). Die antifaschistische Initiative „Euch brennt doch der Hut!“ hat ebenfalls eine Einladung nach Marburg ausgesprochen:
    „In seiner Einladung zur Tagung schwärmt der AKSt immer wieder vom ,romantischen Marburg‘ als alte traditionsreiche Universitätsstadt, welche durch ihren ,historischen Charme‘ mit alten Häuschen, engen Gässchen, steilen Treppen und viel Kopfsteinpflaster für ihre Tagung die perfekte Szenerie bieten soll. Traditionsreich wird es trotzdem, so ist Marburg doch seit Jahrzehnten eine Hochburg des Gesellschafts- und Mitmachspiels: ,Fang den Hut!‘“
    Schon die ursprünglichen Pläne für die „Studentenhistorikertagung“ mussten geändert werden, nachdem der Festakt des „Convent Deutscher Akademikerverbände“ (CDA) in der Marburger Universitätskirche überraschend abgesagt wurde. Also für manche überraschend.
    Andere beobachten schon länger das rege Treiben der Korporierten in Marburg, in letzter Zeit auch sehr genau das ein oder andere Fechtduell. Dieses reaktionäre Treiben bereitet natürlich Sorge und so wurde bei den drei Verbindungen, die Infrastruktur für die „Studentenhistorikertagung“ zur Verfügung stellen, jeweils ein Gefährderanschlag vorgenommen:
    „gegen faschismus hilft allerdings nur konsequenter antifaschismus und solidaritaet! um darauf aufmerksam zumachen, haben wir den veranstaltungsorten der 85. studentenhistorikertagung einen besuch abgestattet und farbe hinterlassen
    turnerschaft schaumburgia, landgraf philipp straße 2
    landsmannschaft nibelungia, hainweg 20
    corps hasso nassovia, lutherstraße 14“

  • Dienstag, 23.09.2025

    Nach dem Attentat auf den rechtsradikalen Influencer Charlie Kirk nutzt die US-Rechte den Anschlag für Racheaktionen gegen politische GegnerInnen. In einer brandgefährlichen Aktion hat Trump mit der Gleichschaltung der US-amerikanischen Presse begonnen. Die bekannte Late Night-Talkshow von Jimmy Kimmel wurde auf Trumps Geheiß hin von Disney abgesetzt und erst nach Protesten wieder eingesetzt. Bereits im Juli war „The Late Show with Stephen Colbert“ abgesetzt worden.
    Als zweites Ziel seiner Rache hat Donald Trump wie schon während seiner ersten Amtszeit „die Antifa“ genannt. Er möchte die inländische Antifa-Bewegung als terroristische Organisation verbieten, obwohl er das laut Verfassung der USA nur für ausländische Organisationen darf. Nur ist „die Antifa“ keine Organisation, weswegen die Antwort von Österreichs SPÖ-Justizministerin Anna Sporrer auf die Frage, ob so etwas auch in Österreich möglich sei, lautete:
    „Ich kenne die Organisation Antifa als solche nicht, daher meine ich, dass man eine Organisation, die es als solche nicht gibt, nicht als Terrorgruppe einstufen kann.“
    Presse: Guardian | Spiegel | Tagesschau
    Auf Antrag der faschistischen „Partij voor de Vrijheid“ (PVV) von Geert Wilders stimmten als Reaktion sechs Parteien im niederländischen Parlament und damit die Mehrheit für einen (nicht bindenden) Antrag an die Regierung. Darin wird die Regierung ersucht, auch in den Niederlanden „die Antifa“ zu verbieten. Am 21. September gab es Naziausschreitungen in Den Haag.
    Presse: Telegraaf | Spiegel | t-online
    In Ungarn hat Viktor Orbán angekündigt, Trumps Beispiel zu folgen und „die Antifa“ als terroristische Organisation einzustufen. Die Ankündigung erfolgte wenige Tage, nachdem die USA wegen Ungarns rechtsradikaler Migrationspolitik die vollständige Wiederaufnahme des Landes in das visumfreie Reiseprogramm angekündigt hatte. Ungarn wirbt auch auf EU-Ebene für ein Antifaverbot.
    Presse: Magyar Nemzet | ZDF | Mannheim24
    Update: Am 23. September hat Donald Trump die Antifabewegung per Executive Order illegalerweise zur inländischen Terrorgruppe erklärt.

  • Mittwoch, 24.09.2025

    Es war einmal ein Ostschweizer Immobilienunternehmer mit weißem Walrossbart, der kaufte sich in St.Gallen für einen Spottpreis eine 140 Jahre alte neogotische Kirche für seine Privatfeiern. Giovanni Cerfeda erwarb die Kirche St.Leonhard 2005 für schlappe 40.000 Franken von der reformierten Kirche. Der Grund: Der feine Herr Immobilienhai gab an, darin ein „Kultur- und Eventzentrum“ errichten zu wollen.
    20 Jahre später steht das ehemalige Gotteshaus bis auf allfällige Firmenevents noch immer leer. Und so haben Linke in der Nacht auf den 31. August kurzerhand die Kirche besetzt und ein Autonomes Kulturzentrum eröffnet. Natürlich an einem Sonntag.
    Anders als gegen gesellschaftlichem Betrug, ging die St.Gallener Kantonspolizei gegen die BesetzerInnen der „Achi“ (Autonomi Chile) sofort vor. Nachdem Cerfeda die Räumung beantragt hatte, verließen die BesetzerInnen die Kirche noch am Sonntag und hinterließen einen immensen Imageschaden.
    Louf i an d’Chile sider verby, mues i gäng dänke, s’steit numen uf Zyt. S′länge fürs z’spränge paar Seck Dynamit.
    Presse: SRF | St.Gallener Tageblatt 1 | St.Gallener Tageblatt 2 | St.Gallener Nachrichten | Watson | Blick | Swissinfo | TVO | SWR |

  • Donnerstag, 25.09.2025

    Für den 3. Oktober plant die „Identitäre Bewegung“ ein „Öffentliches Boxtraining“ in Hohenlohe im Nordosten von Baden-Württemberg. Beworben wird das Nazikampfsport-Showevent auf der Website reconquista21.de, für die laut Impressum der „Bürgernetzwerk Süd e.V., Edisonstraße 2, 09116 Chemnitz“ verantwortlich ist. Laut Vereinsregister sind die Vereinsvorstände „Seibold, Michael, Stuttgart, *31.08.1999“ und „Keipp, Marius, Kreuzlingen, *01.10.1994“. Michael Seibold wird auf der Webseite als „Vertretungsberechtigte Person“ benannt.
    Die „Identitären“ im Südwesten sind nicht zum ersten Mal in Hohenlohe zu Gast. Im April 2022 fand eine IB-Veranstaltung beim völkischen „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.” in Hohenlohe statt. Die Naziorganisation besitzt seit über 50 Jahren ein altes Bauernhaus in Herboldshausen. Gegen das Nazianwesen gibt es seit Jahren Proteste.

  • Freitag, 26.09.2025

    In Görlitz wird dem ehemaligen Bautzener NPD-Kreischef Marco Wruck vor dem Landgericht der Prozess wegen Kindesmissbrauchs gemacht. Der 40-jährige Wruck wurde bundesweit bekannt, als ihm der Bautzener CDU-Vizelandrat Udo Witschas 2017 vertrauliche Informationen über einen Geflüchteten gab. Während der Corona-Pandemie betrieb Marco Wruck das Portal kinder-ohne-maske.de.
    Tag24 schreibt zum Prozess: „Die zwei jungen Frauen (18, 22) brachen in Tränen aus, als ihr ehemaliger Stiefvater in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde. Als das ältere Mädchen 16 war, soll er es erstmals missbraucht haben.
    In den Folgejahren soll er sie mehrfach in einen Wald oder an Autobahnraststätten gebracht und sie dort mit bis zu fünf Männern gleichzeitig zum Gruppensex gezwungen haben. Immer wieder soll er sie auch zur Erstellung von Pornobildern und Videos genötigt, sonst Ausflüge oder den Kontakt zu Freunden verboten haben. Auch zu gemeinsamen Pornovideos mit der jüngeren Schwester soll er sie gezwungen haben.
    Zudem soll er die Pornobilder der Mädchen an mehrere Männer verteilt, mit den Bildern der älteren Stieftochter Fake-Accounts bei Erotikseiten angelegt und damit Männer um mehr als 100.000 Euro betrogen haben. Die Sache flog auf, als einer der Betrogenen Anzeige gegen die junge Frau erstattete und die Polizei auf ihrem Handy dann Beweise gegen Marco [Wruck] fand.“

    Die Sächsische Zeitung schreibt: „Beim zweiten Tatkomplex der Anklage ist die jüngere Stieftochter das Opfer. Von ihr soll der Angeklagte laut Anklage über mehr als zwei Jahre hinweg regelmäßig – geschätzt dreimal pro Monat – sexuelle Handlungen gefordert haben, beginnend, als sie gerade einmal 15 Jahre alt war. Darüber hinaus ist dreimaliger Missbrauch während eines Ägypten-Urlaubs angeklagt.“

  • Freitag, 26.09.2025

    Trotz weniger Indizien wurde die Antifaschistin Hanna am 26. September vom Oberlandesgericht München zu fünf Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt, weil sie mit anderen Antifas an Angriffen auf Nazis in Budapest 2023 beteiligt gewesen sein soll. Viele solidarische Menschen begleiteten den Prozess, am Samstag soll eine Demo in Nürnberg stattfinden.
    Währenddessen läuft in Budapest weiter der Prozess gegen Maja und voraussichtlich Anfang November sollen die Verhandlungen gegen sieben Antifas vor dem Oberlandesgericht Dresden beginnen. In Düsseldorf werden wohl ebenfalls noch dieses Jahr sechs weitere Antifas vor dem dortigen Oberlandesgericht angeklagt.
    Wir sind alle Antifa!

  • Samstag, 27.09.2025

    Der „Arbeitskreis der Studentenhistoriker“ (AKSt) hat die „85. deutsche Studentenhistorikertagung“ vom 17. bis 19. Oktober 2025 in Marburg überraschend abgesagt. Also für manche überraschend.
    Unter dem dürren Titel „Tagung in Marburg ist abgesagt“ heißt es bei den korporierten Hobbyhistorikern:
    „Die Resonanz auf unsere Einladung entsprach nicht unseren Vorstellungen. Aber vor leeren Stühlen sollen die Referenten nicht sprechen, und auch den in Aussicht genommenen Verbindungen ist das nicht vermittelbar. Wir sagen die Tagung, die für den 17. bis 19. Oktober 2025 geplant war, hiermit ab.“
    Moment mal! Das war’s? So einfach? Echt jetzt?
    Wir hatten doch noch gar nicht richtig angefangen.

  • Sonntag, 28.09.2025

    Im Oktober 2022 haben wir öffentlich gemacht, dass die AfD plante, eine neue Bundesgeschäftsstelle in Berlin zu eröffnen. In der Folgezeit war die Naziparteizentrale immer wieder Ziel antifaschistischen Protests. Im Mai 2024 gab es eine Antifademo in Reinickendorf.
    Als die AfD schließlich bei einer Wahlparty nach der Bundestagswahl im Februar 2025 mietvertragswidrig Parteibanner an der Aussenfassade des Gebäudes aufhängte, kündigte der Vermieter fristlos die Räume und reichte eine Räumungsklage ein.
    Daraufhin kam es zu einem Zivilprozess vor dem Landgericht Berlin II, der mit einer Niederlage der „Alternative für Deutschland“ endete. In seinem Urteil vom 26. September 2025 (Az. 3 O 151/25) stellte das Gericht fest, dass die fristlose Kündigung zwar unwirksam war, aber die Partei ihre Zentrale im Herbst 2026 und damit bereits ein Jahr vor Ende des regulären Mietvertrags räumen muss.
    Presse: Tagesschau | RBB24 | LTO | Spiegel | Deutschlandfunk

  • Montag, 29.09.2025

    Die militante US-amerikanische Politaktivistin Assata Shakur ist am 25. September 2025 in Havanna gestorben. Alle Zitate sind aus Assatas Autobiographie (EPUB in English).
    “It is our duty to fight for our freedom. It is our duty to win. We must love each other and support each other. We have nothing to lose but our chains.”
    Geboren wurde Assata Shakur als JoAnne Deborah Byron am 16. Juli 1947 in New York City. Hier besuchte sie High School und College und studierte Mitte der 1960er Jahre als Schwarze Frau an der Columbia University. Während ihres Studiums wurde sie zur Bürgerrechtsaktivistin, Mitglied der Black Panther Party und nach ihrer Graduierung Mitglied der Black Liberation Army (BLA). Fortan legte sie ihren „Sklavennamen“ ab – nach ihrer Ehe von 1967 bis 1970 hieß sie JoAnne Chesimard – und nannte sich Assata Olugbala Shakur.
    „We’re taught at such an early age to be against the communists, yet most of us don’t have the faintest idea what communism is. Only a fool lets somebody else tell him who his enemy is.“
    Assata wurde Kommunistin und kämpfte gegen den US-Imperialismus. Zu jener Zeit führten die USA fürchterliche Kriege in Südostasien, später orchestrierten sie rechtsradikale Militärputsche in fast ganz Lateinamerika. Neben den Antikriegsprotesten war der Kampf für gleiche Bürgerrechte für Schwarze und die reale Abschaffung der „Rassentrennung“ das beherrschende Thema der US-Innenpolitik.
    „Nobody in the world, nobody in history, has ever gotten their freedom by appealing to the moral sense of the people who were oppressing them.“
    Die Black Liberation Army wählte den Weg der Militanz zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele. Der Organisation wird die Beteiligung an 70 Anschlägen vorgeworfen. Darunter 13 erfolgreiche Attentate auf Polizisten, eine Flugzeugentführung zur Geldbeschaffung, Bombenattentate und Raubüberfälle. Assata war als Mitglied der BLA Ziel von COINTELPRO, das geheime „Counter Intelligence Program“ des FBI zur Zersetzung oppositioneller Gruppen.
    „Dreams and reality are opposites. Action synthesizes them.“
    Assata wurde für nahezu jeden BLA-Anschlag an der Ostküste verantwortlich gemacht, bei dem eine Frau involviert war. Bei einer Schießerei mit Polizisten auf einem Highway in New Jersey im Mai 1973 wurde Assata verwundet und landete in einem Männerknast, wo sie jahrelang unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert war. Es folgten zahlreiche Prozesse, bis sie schließlich 1977 von Weißen zu mindestens 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
    „What kind of justice is this? Where the poor go to prison and the rich go free. Where witnesses are rented, bought, or bribed. Where people are tried not because of any criminal actions but because of their political beliefs.“
    Assata Shakur gelang 1979 mit Hilfe der BLA die Flucht aus dem Knast und anschließend nach Kuba. Seit 2013 stand sie als erste Frau auf der Liste der meistgesuchten Personen des FBI, auf Hinweise zu ihrer Ergreifung wurden zwei Millionen Dollar ausgelobt.
    „Havana. Lazy sun against blue-green ocean. A beautiful city of narrow, spider-web streets on one side of town and broad, tree-lined avenues on the other.“
    Assata Shakur starb letzte Woche mit 78 Jahren auf Kuba. In Freiheit.
    Presse: Democracy Now | Guardian | AP | CNN | New York Times | BBC | Al Jazeera | Afro | Rolling Stone | junge Welt | taz | Spiegel

  • Dienstag, 30.09.2025

    Das Nazikonzert in Ostfrankreich, welches für den 20. September geplant war, wurde von den Nazis abgesagt, wie die niederländische Antifaseite Antifascista Siempre zusammenfasst. Der öffentliche Druck auf die Organisatoren des NS-Black-Metal-Konzerts war zu groß, letztlich waren gegen Bandmitglieder verhängte Ausreiseverbote ausschlaggebend für die Absage.
    Finanziell war das Konzert ein Desaster sowohl für die Veranstalter als auch für die Gäste: statt die 40€ für die Tickets zu retournieren, wurden sie in Gutscheine für das nächste Nazikonzert umgewandelt. Im Februar 2024 konnte in der Region Auvergne-Rhône-Alpes ein NSBM-Konzert trotz Verbots stattfinden.
    Am 20. September 2025 wurde die „Taverne de Thor“ von Jérémy Flament in Combres-sous-les-Côtes auffallend häufig bestreift, nur war das Konzert zu diesem Zeitpunkt bereits abgesagt. Am 27. September 2025 hingegen fand in der „Taverne de Thor“ wie bereits im Juni 2024 erneut ein Mixed Martial Arts-Kampfsportevent statt, wie ManifEst berichtet. Neben MMA-Kämpfern waren wie üblich „Hammerskins“ anwesend. Von staatlicher Repression: keine Spur.