Das Recherchekollektiv Stadt, Land, Volk hat einen ausführlichen Recherchetext gegen die mittlerweile abgesagte „Studentenhistorikertagung“ des „Arbeitskreises der Studentenhistoriker“ (AKSt) vom 17. bis 19. Oktober 2025 in Marburg veröffentlicht. Ein informativer Text mit Details zu den vielen Referenten und wenigen Referentinnen, aber: sprichwörtlich mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Konnte doch niemand ahnen, dass die Korporierten nach ein bisschen Drohnenüberwachung, einem verhinderten Festakt, einem peinlichen Leak, ein paar Farbanschlägen und der Androhung einer wilden Mützenjagd schon aufgeben würden. Nächstes Jahr soll die „86. Studentenhistorikertagung 2026“ übrigens in Tübingen stattfinden, ausgerechnet.
In dem Marburger Recherchetext wird die Rolle von „Studentenhistorikern“ analysiert, also Korporierten, die an der Geschichte von Studentenverbindungen interessiert sind. Einerseits wird ihre einende Wirkung betont (die zuletzt allerdings zunehmend erodiert), andererseits ihre Verbreitung von Geschichtslügen. Denn Korporierte waren nur selten Opfer, aber fast immer Täter.
Schwächstes Glied war dieses Jahr das „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV), welches irgendwann die AfD-Referenten der „Deutschen Burschenschaft“ (DB) als Problem erkannte. Jenes Corps (sprich: „Koor“, wie Chor, ohne „p“ und ohne „s“) hatte möglicherweise einmal in ferner Vergangenheit erwogen, sein Haus am 19. Oktober 2025 um 11 Uhr dem Kreisgeschäftsführer des CDU-Kreisverbands Weimar, Arndt Hobrecker, geboren am 19.07.1960 in Hamm/Westfalen, verheiratet, zwei Kinder, studierte Rechtswissenschaften in Marburg, Lausanne, Freiburg und Göttingen, rezipiert 1979 und seit 2014 Vorsitzender des Vereins Alter Hessen-Nassauer e.V., für einen Vortrag im Rahmen der „Studentenhistorikertagung“ zur Verfügung zu stellen.
Der „Alte Herr“ wollte mit dem Thema „Marburger Unirektoren und ihre Verbindungen“ nach eigenen Angaben bereits jetzt einen „Beitrag zum Jubiläum 500 Jahre Philipps-Universität“ leisten, welches die Marburger Uni 2027 feiern wird. Nur wären wohl weder die korporierten Seilschaften noch die Vertuschung der Verantwortung korporierter Eliten für die Verbrechen des Nationalsozialismus bei der Tagung der Erben der Täter zur Sprache gekommen. Aber gelebt worden wäre wohl beides.
Jedenfalls zog das „Corps Hasso-Nassovia Marburg“ feige die Reißleine, als es seiner Gastrolle in einer Episode der 2025er-Antifakampagne gegen den „Coburger Convent“ (CC) gewahr wurde. Im näheren Kontakt mit dem KSCV zeichnet sich somit ein Muster ab: Mut suchst du besser anderswo, dafür ziehen sie das mit der Ehre nicht so durch. Dem CC nicht unähnlich.