Im dritten Teil der Leipziger Tragikomödie um das „Corps Thuringia Leipzig“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) hatte sich das „Corps“ mit der „Landsmannschaft Plavia-Arminia Leipzig“ im „Coburger Convent“ (CC) immerhin verbal duelliert, weil die Landser sich im zweiten Teil in das „Corpshaus“ eingezeckt hatten. Vakant war das Leipziger „Corpshaus“ allerdings nur, weil einige Renegaten des „Corps“ sich im ersten Teil verschworen, den „Hausverein“ übernommen, das „Corpshaus“ besetzt und das „Corps“ rausgeworfen hatten. Aber was ist eigentlich ein „Corps“? Wer gehört dazu? Wer entscheidet, wer dazugehört? Im vierten Teil werden wir uns diesen Fragen nähern, unser Korpowissen aufpolieren, unsere Neugierde befriedigen und unserer Schadenfreude Ausdruck verleihen. Alles wie immer.
Also: was ist ein „Corps“? Eine mögliche Antwort ist die gleiche, wie bei den meisten anderen Verbindungsarten auch, nämlich: zwei Vereine. Die sind oft sogar ins Vereinsregister eingetragen: der „Altherrenverein“ und der „Hausverein“. Vereinfacht gesagt, gehört dem ersten die Ehre und dem zweiten das Haus. Der zweite ist also erheblich reicher als der erste. Aus diesem schnöden Grund haben die „lieben Corpsbrüder“ der „Thuringia“ den „Hausverein“ im April 2024 übernommen. Fortan stand die Staatsmacht dem „Hausverein“ zur freien Verfügung, um „die andere Seite“ des „Corps“ wegen Hausfriedensbruchs aus dem „Corpshaus“ werfen zu lassen. Aus dem gleichen schnöden Grund wurde das „Corpshaus“ vom „Hausverein“ im Juli 2025 an eine opportunistische „Landsmannschaft“ im „Corburger Convent“ vermietet. Bei Geld hört unter Korporierten die Ehre auf.
Aber wer macht so etwas? Wer ist so ehrlos, dass selbst die Antifa Schwierigkeiten hat, seinen ruchlosen Charakter zu überzeichnen? Unter anderem der Mainzer AfD-Stadtrat Jürgen Wiedenhöfer, der zusammen mit Hartmut Dörner und Steffen Päßler am 29. Juni 2024 vom „Altherrenverein“ der „Thuringia“ ausgeschlossen wurde. Und wer so ein richtig ehrloser „Alter Herr“ ist, der belässt es nicht bei Veruntreuung und Unterschlagung kollektiver Ressourcen. Der will nicht nur das Haus, der will auch die Ehre. Und ist der Ruf erst ruiniert, so klagt es sich ganz ungeniert. So wie Norbert Waldinger mit seiner Zivilklage gegen die „Studentenverbindung Corps Thuringia Leipzig vertreten durch den Vertreter Lukas Hauschild“ vor dem Landgericht Leipzig (Az.: 08 S 134/24, Urteil vom 25.07.2025 mit Bezugnahme auf Urteil des Amtsgerichts Leipzig vom 09.04.2024, Az.: 117 C 3277/23).
Die frohe Kunde über einen weiteren Erfolg vor der ordentlichen Gerichtsbarkeit wollte „Dr.-Ing. habil. Päßler“ seinen „lieben Corpsbrüdern“ natürlich nicht vorenthalten. Ganz im Gegenteil: Päßler hat sich in seiner Rundmail vom 07.08.2025 (als PDF) als zweiten Vorsitzenden des „Altherrenvereins“ selbst reinthronisiert. Per Landgerichtsbeschluss kassierte Waldinger den vor mehr als zwei Jahren (!) am 24. Juni 2023 gefassten Beschluss der vor einem Jahr rausgeworfenen Mehrheit des „Corps“, Päßler als stellvertretenden „Altherrenvorsitzenden“ abzuwählen. In einem kongenialen Villain-Move klagt Päßler den so Entmündigten auch noch sein Leid ob der Last des neuen alten Amtes: „Eigentlich würde man jetzt erwarten, dass ich mich auf das Amt freuen würde. Dem ist aber nicht so.“
Nicht nur Päßlers Absetzung ließ Waldinger widerrufen (wobei es noch Streit gibt, ob die Absetzung nicht später vielleicht doch noch korrekt beschlossen wurde, siehe FCC weiter unten). Auch andere Beschlüsse wurden vom Gericht gekippt: Kein Kampf um Ehre ohne Kapitel zu Rache. In diesem Fall die Aberkennung der „Ehrenmitgliedschaft“ per Landgerichtsbeschluss, die dem „Alten Herren“ Michael Schlicht „wegen seiner vielfältigen Verdienste“ vom „Corps“ verliehen worden war.
Als Kirsche bei der Tortung fordert der frisch gebackene zweite „Altherrenvorsitzende“ auch noch vom „Corps Convent“ (CC), gefälligst über die von Waldinger aufoktroyierte Aberkennung der vom CC verliehenen „Ehrenmitgliedschaft“ eigenhändig und bitte schön postwendend beim „Kösener“ Dachverband artig Meldung zu machen: „Erstens ist Schlicht ist nicht mehr EM, genau genommen war er es nie, da seine Wahl rechtswidrig erfolgte. Ich fordere den CC hiermit auf, unverzüglich seinen Meldepflichten gegenüber dem KSCV nachzukommen.“
Aber was war denn nur passiert? Was ist bei jenem vielbesungenen „Feierlichen Convent des Corps Thuringia Leipzig“ (FCC) am 16. Dezember 2023 bloß geschehen? Schon die FCC-Tagesordnung vom 16.12.2023 (als PDF) liest sich wie eine Ankündigung feinsten Hauen und Stechens. Und erst das FCC-Protokoll vom 16.12.2023 (als PDF): Intrigen! Winkelzüge! Kampfabstimmungen! Ach ja: und der „Neueinsatz einer Sonderkommission in der Sache ,Nazi-Porno-Chatgruppe‘“. Dabei war das doch alles ganz harmlos, „lediglich die Beiträge des Herrn [Sebastian] Paudler hatten einen nationalsozialistischen Charakter“. Behaupten zumindest die Nazis.
Ob das jetzt der letzte Teil dieser Korpogeschichte war? Liegen endlich alle Fakten auf dem Tisch? Ist schon alles über das „Corps“ gesagt? Wurden bereits alle eingerissenen Visitenkarten überreicht? Wurden tatsächlich schon sämtliche Fehdehandschuhe in dieser bisher enttäuschend unblutigen Vendetta geworfen? Oder schlummern in der neueren und neuesten Geschichte des „Corps Thuringia Leipzig“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ noch weitere fiese Gemeinheiten und bis dato ungeahnte Verschwörungen, die vielleicht niemals erzählt werden können?