Auf mannigfaltigen Wunsch schreiben wir ein Update zu den Chaostagen bei den Corps am 20. April 2024. Es geht natürlich um das „Corps Thuringia Leipzig“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV), das eine originelle Spaltungslinie aufzuweisen hat: „Hausverein“ vs. „Altherrenverein“.
Gekämpft wird mit den jeweils zur Verfügung stehenden scharfen Waffen: Hausrecht und Satzungsrecht. Während der „Hausverein“ (Vereinsregisterauszug als PDF) schlicht die Polizei rief, um Mitglieder des „Altherrenvereins“ physisch aus dem Haus in der Leipziger Böhmestraße 1 entfernen zu lassen, beschloss der „Altherrenverein“ dauerhafte Ausschlüsse seiner „lieben Corpsbrüder“ des „Hausvereins“ aus dem „Corps“. Das klingt dann so:
„21. März 2025
Meinen Gruß zuvor!
Lieber Corpsbruder Waldinger,
der Ehrenrat hat am 18. März 2025 über den Strafantrag von Corpsbruder Hustedt gegen dich beraten und kam zu dem Urteil, Dir die Farben unserer lieben Thuringia gem. § 32 Abs. 1 unserer Constitution mit sofortiger Wirkung in perpetuum zu entziehen.
MdbWuG
Rohlfs“
Nachdem rechtsradikale Netzwerke Ende 2019 unter Druck gerieten, wurde Norbert Waldinger 2020 von Antifas als Nazisoldat und Reservistenrassist geoutet. Für die Google-Zensur der Suchergebnisse zu den Antifaartikeln ist der ebenfalls dort genannte Clemens Hauser verantwortlich. Hauser war zeitweise Mitglied der „Halle-Leobener Burschenschaft Germania“ in der „Deutschen Burschenschaft“.
Der Rosenkrieg des Corps läuft weit besser als geplant, aber niemand hatte die Geier vom CC auf der Bingokarte. Selbst die in Sachen „feindliche Übernahme“ keineswegs unbefleckten Corps waren schwer empört, als sich Leipziger Landser ihr „Corpshaus“ skrupellos unter den Nagel rissen: Die „Landsmannschaft Plavia-Arminia Leipzig“ im „Silberkartell“ des „Coburger Convents“ (CC) hat das Haus der „Thuringia“ vom „Hausverein“ angemietet. So geht Entmietung.
Freudig verkündete der „Verband der Alten Herren der L! im CC Plavia-Arminia Leipzig“ in einem Brief vom 22.06.2025 (als PDF), „dass uns durch den ,Studentenheim Thüringerhaus e.V.‘ ein umfangreiches Angebot über die Anmietung mehrerer Räumlichkeiten in der Böhmestraße 1, 04155 Leipzig gemacht hat“ (Grammatik im Original). Ziel des CC-Bundes ist es, „gemeinsam mit dem ,Studentenheim Thüringerhaus e.V.‘ eine langfristige Partnerschaft aufzubauen, sodass wir am Ende de facto Nutzer des gesamten Hauses werden können.“
Denn des einen Leid ist des anderen Freud‘: „Die Altherrenschaft des Corps Thuringia hat sich in den letzten Jahren (ab ca. 2022) stark zerstritten. Stein des Anstoßes war meinem Vernehmen nach, die Absetzung des langjährigen AHV infolge negativer Berichterstattung über diesen und das Corps durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung und ein linksextremes „Informationsportal“. Diese Streitigkeiten spalteten den Bund derart, dass die jeweiligen Lager sich (mitunter aufgrund der ,unehrenhaften Entfernung‘ einzelner AH aus dem Corps) auf Corps und Wohnheimverein verteilten.“
Eine „Landsmannschaft“ des „Coburger Convents“ weiß natürlich, wo in Fragen der Ehre ihr Platz ist: „Der Wohnheimverein kann sich im Rahmen seines Vereinszwecks durchaus für die Förderung der Studentischen Kultur und des korporativen Brauchtums begeistern. Man hat uns daher Angeboten, das Erdgeschoss (Kneipsaal, Convents-/Fernsehzimmer, Bierküche inkl. Zapfanlage und Kühlung, Toiletten, Garten) und zwei Räume im Keller (ausgeschachteter Paukkeller + Nebenraum, in welchem auch kleine Mensurtage mit 1-2 Partien ausgerichtet werden können) anzumieten. Inkludiert wäre zudem die Nutzung der Küche und die Überlassung von diversem Mobiliar zum pfleglichen Gebrauch (2 Chesterfield-Sofas + Sessel, Schränke im Salon, Gartenmöbel inkl. Sonnenschirm).“
Doch bei der „Landsmannschaft“ wurde, ganz leise und still, zwischen Bedenken wegen des langen Wegs nach Gohlis, wo die Aktiven wohnen, und der als zu teuer empfundenen Miete, auch „vereinzelt die Befürchtung geäußert, unsere korporative Reputation könnte Schaden nehmen, wenn wir als Profiteur mit den ,Hausdieben‘ des Wohnheimvereins kooperieren würden.“
Nach ziemlich negativem Feedback wurden die Bedenken der „Landsmannschaft Plavia-Arminia Leipzig“, unter Korporierten als Kameradenschweine zu gelten, erheblich größer. In einem Brief vom 01.07.2025 (als PDF) beschwichtigte der „Altherrenverbands“ der „Plavia-Arminia“ deshalb die angehenden Corpshausmieter und beruhigte ihr schlechtes Gewissen:
„Darüber hinaus brodelt selbstverständlich die couleurstudentische Gerüchteküche, auch die ersten Thüringer haben sich gemeldet. Unser Verhalten wird von diesen als ,enttäuschend‘ wahrgenommen, allerdings wurde uns durch unseren Vertragspartner zugesichert, dass dem Corps Thuringia die Anmietung der Räumlichkeiten zunächst exklusiv mehrfach angeboten wurde und diese für ein entsprechendes Angebot nicht zugänglich waren.
Nach Rücksprache mit diversen Bundes- und Waffenbrüdern bin ich mir sicher, dass wir hier kein bestehendes Verhältnis zerstören oder im couleurstudentischen Leipzig spürbare Nachteile aus der Anmietung ziehen werden. Letztendlich sollten wir uns auch nicht nach den Parolen von Bünden richten, die sich höchstens alle Jubeljahre bei uns adH blicken lassen und in unserem Alltag nicht stattfinden.“