Der Nazibursche Ralph Oertel von der „Burschenschaft Normannia Jena“ hat lange unter schwerer Krankheit gelitten und ist jetzt so langsam richtig tot: Ralph wurde nur 42 Jahre alt. Schon 2004 lief Ralph Oertel „mit seinem Normannia-Bruder Martin Liebeskind in Couleur beim bundesweit bedeutenden Naziaufmarsch in Halbe an der Demospitze. Sie trugen Kränze in Gedenken an Gefallene der deutschen Wehrmacht. Die Neonazi-Burschen liefen neben Christian Kaiser vom Nationalen Widerstand Jena und Martin Rühlemann von der Braunen Aktionsfront Weimar und NPD Weimarer Land.“
Der „Jungeuropa“-Verlag hat einen Nachruf auf seinen zeitweiligen Grafiker verfasst, genauer: Mr. Jungeuropa himself, Philip Stein, „Alter Herr“ der „Marburger Burschenschaft Germania“ in der „Deutschen Burschenschaft“. Steins Text „Abschied von Ralph Oertel“ verströmt das penetrante „Muss ja“ eines durchschnittlichen deutschen Arbeitgebers. Sein Nachruf ist dann auch in typisch heuchlerischer Arbeitszeugnissprache verfasst, über Tote nur Gutes. Als ob Stein die Lügen, zu denen ihn seine Unternehmerrolle vermeintlich zwingt, selbst nervten: „Zuallererst war Ralph aber ein guter, ehrlicher, stets freundlicher und immer hilfsbereiter Kamerad. Ihn einen Freund zu nennen, das wäre vermessen – so gut und so privat haben wir uns nie gekannt.“
Stein war sogar zu faul irgendwen in seinem Verlag zu fragen, ob das höchstexklusive Katzenlesezeichen denn nun wirklich von diesem Oertel stammt, diesem einen von uns: „Für Jungeuropa hat er immer mal wieder etwas illustriert, zuletzt, wenn ich mich recht entsinne, ein exklusives und limitiertes Lesezeichen mit einer Katze, die Symbole von Drieu und Brasillach in sich vereint. Wir haben uns dann in den letzten Jahren ein wenig aus den Augen verloren, nicht zuletzt deshalb, weil auch Ralph Familie hatte.“
Höchstens Oertels Blumenkohlohren bleiben aus Steins Nachruf in Erinnerung, den er „stellvertretend für die gesamte Jungeuropa-Mannschaft“ verfasst hat, die diesen Oertel in ihrer Runde „sehr vermissen“ werden. Aber was soll man über einen grobschlächtigen Schlägernazi und Ex-Mitglied der „Full time Alkis“, für dessen „Burschenschaft“ sich nahezu jeder Korporierte schämt und der sich als faschistischer Buchillustrator stets bemühte, auch groß sagen?
Zum Beispiel baute Ralph Oertel vor 2019 „Kontakte zur Identitären Bewegung auf, fuhr auf Rechtsrock-Konzerte, illustrierte Bücher für die rechten Verlage Jungeuropa und Antaios, reiste mit militanten Kahlaer Nazis zum Aufmarsch nach Chemnitz und trainiert zwischendurch Kampfsport beim Universitätssportverein Jena. Dass er den Kontakt mit dem mutmaßlichen NSU-Helfer André Kapke hält, noch Ende 2017 Ralf Wohlleben die Treue demonstrierte und gleichzeitig die rechten Netzwerke von Kubitscheks Schnellroda und den Identitären in Halle pflegt, ist dabei weder ein Widerspruch noch ein Bruch mit der Ideologie, die ihn schon in den Neunzigern mit dem Thüringer Heimatschutz verband.“