Mittwoch, 30.07.2025

Seit Mai gibt der langjährige „Junge Freiheit“-Autor Thomas Fasbender zusammen mit Behzad Karim Khani eine Zeitschrift im oberflächlichen Stil und mit dem Namen der „Weltbühne“ heraus. Ausgerechnet ein pro-russischer Rechtsradikaler erdreistet sich, den Namen der legendären linken Zeitschrift der Weimarer Republik zu missbrauchen, die von den Nazis verboten wurde und am 7. März 1933 zum letzten Mal erschien. Die taz berichtete im Mai über die Neuherausgabe samt kalkuliertem Antisemitismus-Skandal sowie im Juni über den Fallout.
Der Rechte Rand hat als Konsequenz die Druckerei gewechselt, denn in das neue Zeitschriftenprojekt „sind auch Personen aus unserer langjährigen Druckerei verstrickt. Nachdem wir davon erfahren haben und die Fakten mehrfach überprüften, entschieden wir, uns zu trennen.“
Am Ende eines Rechercheartikels zu Thomas Fasbender schrieb Der Rechte Rand in der Mai/Juni-Ausgabe:
„Die neue Zeitschrift erscheint laut Impressum ,in Kooperation‘ mit dem Verein ,Weltbühne e.V.‘, von dem Friedrich die Rechte an der Marke Weltbühne erworben hat. Zwei der Vorstandsmitglieder des Vereins sind auch für die Zeitung ,Weltbühne‘ tätig, für Satz und Archiv.
Sie sind seit Jahren zentrale Akteure der linken Zeitschrift ,Ossietzky‘, die sich ebenfalls einst in die Tradition der historischen Weltbühne einordnete. In ihrer Druckerei wurde auch über viele Jahre unser Magazin „der rechte rand“ gedruckt. Auf der Homepage des ,Ossietzky‘ wurde die Kooperation des Vereins mit der ,Weltbühne‘ auch noch einmal ausdrücklich begrüßt.“

Vor zehn Jahren – kurz nachdem Russland die ukrainische Krim-Halbinsel besetzte und annektierte – tingelte „Dr. Thomas Fasbender (Moskau)“ durch Kneipen wie das „Hotel Palmengarten“ in Offenburg oder den „Löwen“ in Rastatt und hielt vor rechtsradikalem Publikum seinen Vortrag „Putin, der Westen und die Ostukraine – Versuch einer Annäherung jenseits der Emotionen“. Aus der damaligen Ankündigung:
„Das Ganze spielt zudem vor dem Hintergrund des ersten weltanschaulichen Konflikts in Europa seit dem Ende des Kommunismus. Spätestens 2013 haben sich die russischen Eliten offen von dem säkularen, individualistischen Weltbild der westlichen Demokratien distanziert. Darin werden sie von der überwiegenden Mehrheit der russischen Gesellschaft unterstützt.“
Im „Antaios“-Rundbrief 28/2014 von „Dienstag, 18. XI.“ wurde Fasbenders Buch empfohlen: „Liebe Freunde, Liebe Leser, Rußlands Präsident Wladimir Putin ist derzeit das rote Tuch für westliche Journalisten und Politiker. Daß er den ,starken Mann‘ nicht mehr nur mimt, sondern auch als ein solcher handelt, verärgert die Anhänger und Verteidiger einer globalen US-Hegemonie. [...]
Thomas Fasbender – Freiheit statt Demokratie. Rußland ist ein Ärgernis: Zu diesem Schluss kommen die westlichen Eliten in Politik und Medien. ,Russland-Versteher‘ ist zum Schimpfwort verkommen. Eindrucksvoll schildert Thomas Fasbender, in seinem wirklich glänzenden Buch, wie anders Rußland in der Tat ist. Anders als die westeuropäischen Vorurteile glauben machen und anders als das westeuropäische Ideal einer zeitgemäßen Demokratie.“

Am 3. Februar 2016 trat Thomas Fasbender bei der AfD im Maritim Travemünde auf: „Er warnte vor weiteren Sanktionen gegen Russland und empfahl stattdessen die Öffnung des Westens und vor allem die Bereitschaft Deutschlands, mit Russland sowohl wirtschaftlich als auch politisch zusammen zu arbeiten.“
Der Verleger der neuen „Weltbühne“ ist Holger Friedrich. In Friedrichs „Berliner Zeitung“ veröffentlichte Fasbender am 19. März 2024 einen Propaganda-Artikel für „schlagende“ Studentenverbindungen. Kein Wunder, ist Thomas Fasbender doch „Alter Herr“ des „Corps Borussia Bonn“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV).
Im „Corps“-Magazin 3/2019, für das der PR-Manager Carsten Beck vom „Corps Germania München“ und der „Pennalen Burschenschaft Saxonia-Czernowitz München“ verantwortlich im Sinne des Presserechts zeichnete, wurden Fasbenders RT-Sendungen beworben: „Was genau macht Studentenverbindungen und insbesondere die Corps aus? Was ist ihre Geschichte, Gegenwart und Zukunft? Und warum lohnt es sich, einem Corps beizutreten? Um diese und viele andere Fragen geht es in einem über 30-minütigen Interview mit VAC-Vorstand Andreas Schurek bei dem Online-TV-Sender RT Deutsch.
Gastgeber war Dr. Thomas Fasbender Borussiae Bonn, der bei RT Deutsch die Sendeformate ,Fasbenders Woche‘ und ,Fasbender im Gespräch‘ moderiert. Entstanden ist dabei eine kurzweilige Tour d’Horizon, die sich perfekt in die Öffentlichkeitsstrategie der Corpsverbände einfügt.“

Kurt Tucholsky schrieb als „Ignaz Wrobel“ am 31. Januar 1928 in der „Weltbühne“ über „Briefe an einen Fuchsmajor“:
„Der Formalsieg, den der Staat mit der Auflösung der Deutschen Studentenschaft errungen hat, ist noch gar nichts. Was es auszurotten gilt, ist nicht ein Verband oder dessen offizielle Rechte –: es ist eine Gesinnung und eine Geisteshaltung. [...]
Diese Studenten sind Vorbild für alle jungen Leute, die keinen sehnlicheren Wunsch haben, als an möglichst universitätsähnlichen Gebilden zu studieren und es denen da gleichzutun, mit hochgeröteten Köpfen den Korpsier zu markieren und einer im tiefsten Grunde feigen Roheit durch das Gruppenventil Luft zu schaffen. Der Abort als Vorbild der Nation. [...]
Deutschland ist im Aufstieg begriffen. Welches Deutschland? Das alte, formal gewandelte; eins, das mit Recht nach seinen bösen Handlungen und nicht nach seinen guten Büchern beurteilt wird, und das bis ins republikanische Herz hinein frisch angestrichen ist, umgewandelt und ungewandelt: die wahrste Lüge unsrer Zeit. Das Deutschland jener jungen Leute, die schon so früh ›Alte Herren‹ sind, und die für ihr Land einen Fluch darstellen, einen Albdruck und die Spirochäten der deutschen Krankheit.“