Im slowenisch-österreichischen Grenzgebiet verübten Teile einer Spezialeinheit des I. Bataillons des SS-Polizeiregiments 13 eines der letzten Kriegsverbrechen des 2. Weltkriegs in Europa. Sie erschossen am 25. April 1945 am Peršmanhof elf Personen, darunter sieben Kinder – alles Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj. Der Bergbauernhof Peršmanhof war ab 1942 ein wichtiger Stützpunkt der Widerstandsbewegung. Heutige Nazis versuchen seit Jahrzehnten, für die Morde jugoslawische PartisanInnen verantwortlich zu machen, die damals in der Region kämpften.
Achtzig Jahre später befindet sich auf dem Peršmanhof eine NS-Gedenkstätte samt Museum zur Geschichte und zum Widerstand der Kärntner Slowenen. Hier richtete der Klub Slowenischer Studierender in Wien (KSŠŠD) ein antifaschistisches Bildungscamp aus, als am 27. Juli 2025 30 teils schwerbewaffnete PolizistInnen mit Drohne, Hundestaffel und Hubschrauber das Gelände stürmten und eine Hausdurchsuchung im ehemaligen Wohnhaus der Familie Sadovnik durchführten.
Die Identität aller anwesenden AntifaschistInnen wurde festgestellt. Drei, die sich nicht ausweisen wollten, wurden zur Identitätsfeststellung festgenommen und zwei von ihnen zur Polizeiinspektion Bad Eisenkappel/Železna Kapla gebracht. Eine Person wurde beim Eindringen in der Haus durch die Polizei verletzt und später ambulant behandelt. Nikolaj Orasche, der Sekretär des Verbands der Kärntner Partisanen/Zveza koroških partizanov, wurde von den Polizei in Leppen/Lepena angehalten. Die Polizei weigerte sich in der zweisprachigen Gemeinde slowenisch zu reden sowie ihre Dienstnummern zu zeigen und nahmen Orasche stattdessen fest.
Der Društvo/Verein Peršman verurteilte den Polizeieinsatz genau wie andere Gedenkorganisationen und die österreichische Presse. Novi Glas zitiert den Anwalt der Gedenkstätte Rudi Vouk, dass „der Einsatzleiter Gerold Taschek vom Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung auf eine juristische Befragung vorbereitet gewesen sei. Er hätte ausgedruckte Dokumente bei sich gehabt und eine Begründung dafür parat, warum die Polizei so vorgehen dürfe, wie sie es tat.“
Die Begründung der Polizei: „Verdacht von verschiedenen Verwaltungsübertretungen“ in den Bereichen des Campinggesetzes und Naturschutzes. Außerdem stelle ein antifaschistisches Bildungscamp einen „sittenwidrigen“ Umgang mit der Gedenkstätte dar. Mittlerweile fordert auch die slowenische Regierung „glaubwürdige und umfassende Erklärungen“ zu dem skandalösen Polizeieinsatz. Andreas Kranebitter, der Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), stellte fest: „Polizeieinsätze haben an Gedenkstätten nichts verloren, außer es geht um den Schutz der Einrichtung und ihrer Besucher*innen.“
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