Montag, 28.07.2025

Das Antifakollektiv Völkische Verbindungen Kappen (VVK) hat zwei Recherchetexte zur „Pennalen Burschenschaft Normannia Winterberg zu Passau“ veröffentlicht: Eine Recherche zu der völkischen Ideologie der „Burschenschaft“ und eine zu ihren lokalpolitischen Ambitionen.
Vor 18 Jahren berichteten wir über die „Reaktivierung“ der „schlagenden“ Verbindung aus Passau. Zu den Wiedergründern (Hintergrund als PDF) gehörte der damalige NPD-Kreisvorsitzende Stephan Mühlberger, Biername: „Lützow“. Der Nazi hat mittlerweile geheiratet, den Nachnamen seiner Ehefrau angenommen und heißt heute Stephan Wanetschek, geb Mühlberger.
Dieses auf den ersten Blick für auf ihre Ahnenreihe bedachte bayerische Nazis skurrile Verhalten hat den Zweck, die eigene Nazivergangenheit vor allem online auf einen Schlag verstecken. Aus demselben Grund hat sich auch der „Alte Herr“ der „Normannia Winterberg“, „Münchner Danube“, ehemalige JA- und IB-Aktivist Tobias Benecke, geb. Lipski nach seiner Heirat umbenannt. Auch außerhalb der „Normannia“ verfuhren bayerische Nazis so, unter anderem der Nazisoldat und AfD-Mitarbeiter Larsen Scherk, geb. Kempf. Oder Nils Müller, geb. Altmieks, geboren 1987 in Paderborn, Mitbegründer und ehemaliger Deutschlandvorsitzender der „Identitären Bewegung“. Er nennt sich inzwischen nach seiner Ehefrau Müller und lebt und arbeitet als Energieberater in Zenting im Landkreis Freyung-Grafenau bei Passau.
Heute ist Mühlberger nicht mehr in der NPD, heute ist Wanetschek Mitglied der CSU und propagiert bundintern den Gang durch die Lokalinstitutionen – egal, in welcher Partei. Mit Kurt Haimerl sitzt seit der Kommunalwahl im März 2020 ein „Normanne“ für die AfD im Passauer Stadtrat. Der „Alte Herr“ Oskar Atzinger ist sowohl AfD-Mitglied des Passauer Kreistags als auch des bayerischen Landtags. Sowohl Haimerl als auch Atzinger sind ehemalige REP-Mitglieder.
Es ist allgemein bekannt, dass ein Ehrenamt die eigenen Wahlchancen – zumal in Niederbayern – enorm erhöht, also übernahm Wanetschek im Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e. V. (BBSB) kommissarisch ein Ehrenamt als Bezirksleiter und Leiter der regionalen Beratungsstelle in Niederbayern (Plattling). Innerhalb des Blindenbunds gibt es allerdings erheblichen Widerstand gegen den Nazi und es bleibt abzuwarten, ob sich Wanetschek tatsächlich zur Wahl stellen wird.
Ende Mai 2025 „schlugen“ die „Alten Herren“ Wanetschek, Benecke und Haimerl mit drei weiteren „Bundesbrüdern“ eine „Freiheitskneipe“ in Passau und wurden dabei von Antifas beobachtet. Gesungen wurde an diesem Abend aus einem Liederbuch, das neben der SS-Hymne „Wenn alle untreu werden“ auch die verbotene HJ-Hymne „Ein junges Volk steht auf“ enthält.
Bei der „Freiheitskneipe“ waren außerdem Harald Schröter von der NPD/„Die Heimat“ und Christian Rössner anwesend. Rössner war früher bei der FPÖ und wechselte 2019 ins „Team Strache“, der kläglich gescheiterten Kleinstpartei von Hans-Christian Strache. Und natürlich war der Vorsitzende der „Normannia Winterberg“ anwesend, Thomas Girzick, der als Mitglied der Naziterrororganisation „Europäische Aktion“ (EA) 2021 in Österreich zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde.