Mittwoch, 16.07.2025

Laut Medienberichten wurde das rechtsradikale Hetzportal nius.de des Ex-Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt Ziel eines mehrstufigen Hackangriffs. Am 12. Juli gab es demnach einen Defacement-Angriff. Dabei wurde offenbar die Website so umprogrammiert, dass anstelle der sonst üblichen reißerischen Überschriften lediglich eine URL angezeigt wurde. Diese immergleiche URL zeigte auf eine Textdatei mit über 800.000 Zeilen unterteilt in drei JSON-Datensätze.
Der erste Datensatz beinhaltet Namen, Email-Adressen, Vertrags- und Zahlungsdaten, darunter Details von Bankverbindungen, Kreditkarten, Paypal-, Google- und Apple-Accounts, sowie einzelne Rechnungen. Es dürfte sich dabei einerseits um KundInnen von Nius handeln, also um „Nius INSIDER“, welche „die Stimme der Mehrheit abonnieren“, und andererseits um Nius-SpenderInnen.
t-online schreibt: „Der Datensatz gibt auch Aufschluss darüber, welche Einnahmen das Portal durch Abonnements erzielt. Demnach haben 46 Nutzer ein Abo über 199,99 Euro jährlich abgeschlossen, bei dem ihnen zusätzlich kaum noch etwas von der ohnehin spärlichen Werbung angezeigt wird. Mit dem Abonnement Insider für 99,99 Euro Jahresbeitrag finden sich 351 Nutzer, 235 weitere mit 100 Euro Jahresbeitrag. Dazu kommen die Nutzer, von denen sich mehrfache monatliche Zahlungen von 9,99 Euro oder 10 Euro finden.“
Der zweite Datensatz umfasst Namen, Email-Adressen und die weiterhin abrufbaren Profilbilder der über 100 Accounts mit der Rolle „ADMIN“. Dahinter dürften sich sowohl administrative Accounts als auch solche von vielen Autoren (und wenigen Autorinnen) verbergen. Darunter befinden sich so bekannte Nazis wie Hans-Georg Maaßen, Peter Kurth, Thilo Sarrazin, Ulrich Vosgerau und Dietrich Murswiek.
Wieder t-online: „Darunter finden sich in einem zweiten Teil auch externe Autoren, an die die E-Mail-Adresse @vius.com vergeben wurde. Eine entsprechende E-Mail-Adresse erhielten etwa die frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Adler, der ehemalige Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der aus der SPD ausgeschlossene Thilo Sarrazin und der Jurist Ulrich Vosgerau, der vielfach für die AfD als Anwalt arbeitete und durch seine Teilnahme am rechtsextremen ,Potsdamer Treffen‘ mit Martin Sellner bekannt wurde. Nach t-online-Informationen war zumindest ein Teil der Betroffenen nur einmalig als Gastautor tätig und wusste nichts von diesen E-Mail-Adressen von Vius, die im System angelegt wurden.“
Der dritte Datensatz ist die Beschreibung der Schnittstelle unter api.nius.de, die mutmaßlich für den Angriff genutzt wurde. Aus dem Umfang der Schnittstellenbeschreibung kann geschlossen werden, dass längst nicht alle erbeuteten Daten veröffentlicht wurden.
Presse: Heise | t-online | Standard | Spiegel