Freitag, 11.07.2025

Ende Mai wurde das Buch „Disclosure: Unravelling the Spycops Files“ („Offenlegung: Entwirrung der Polizeispionageakten“) veröffentlicht. Die britische Autorin Kate Wilson war Ziel des verdeckten Ermittlers Mark Kennedy.
Der Guardian schreibt in einem Interview-Artikel mit Kate:
„Kennedy arbeitete sieben Jahre lang als verdeckter Ermittler, infiltrierte eine Gruppe von UmweltaktivistInnen und schlief in dieser Zeit, laut Wilson, mit mindestens elf Frauen, die ihn als Mark Stone kannten. Er ist der wohl bekannteste der „Polizeispitzel“, die durch die Berichterstattung des Guardian ans Licht kamen und nun Gegenstand der langjährigen Ermittlungen zur verdeckten Ermittlertätigkeit sind.
Die streng geheime Polizeipolitik der Infiltration von Protestgruppen reicht Jahrzehnte zurück, und die Ziele waren vielfältig. Mehr als 1.000 Gruppen gerieten ins Visier, darunter Gewerkschaften, Greenpeace, die Kampagne zur Gerechtigkeit für den ermordeten Teenager Stephen Lawrence, ein Zweig von Hedgehog Rescue, School Kids Against the Nazis und Eat Out Vegan Wales.
Die Einsätze dauerten in der Regel Jahre, und die ausgewählten Beamten waren oft verheiratet und sesshaft, um sichere Stützpunkte zu haben, zu denen sie zurückkehren konnten. Mindestens 25 von ihnen gingen intime Beziehungen ein, und vier sollen Kinder mit Frauen gezeugt haben, die ihre wahre Identität nicht kannten.“

Und in der Buchbesprechung des Observers heißt es:
„Was Wilson während ihrer 475-tägigen Affäre nicht wusste: Kennedy gab die intimen Details ihrer Beziehung an seine Führungsoffiziere, bekannt als EN31 und EN30, weiter, die einer zwielichtigen Organisation namens National Public Order Intelligence Unit angehörten. Kennedy hatte oft zwei Liebhaber gleichzeitig am Laufen. Seine Tarnung flog 2009 auf, als Lisa, eine weitere der angeblichen Bedrohungen für den britischen Staat, die Mark verführt hatte, seinen echten Pass und ein Handy mit Nachrichten seiner Kinder fand. [...]
[Wilson] zeichnet ein verheerendes Bild behördlicher Inkompetenz gepaart mit frauenfeindlicher sexueller Freizügigkeit. Akribisch beschreibt sie einen Polizeieinsatz, der Millionen Pfund kostete (allein Kennedy machte jährlich etwa 200.000 Pfund an Spesen geltend, für alles von Currys bis Kondomen). Der Einsatz verletzte die Privatsphäre und die Körper von Frauen, die angeblich die Stabilität des Landes bedrohten, und zielte darauf ab, ihr legitimes Recht auf Protest gegen Kriegstreiber, kapitalistische Großkapitalisten und Klimazerstörer einzuschränken.“